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Ohne jetzt den konkreten Fall beurteilen zu können (das kann nämlich keiner hier am DC-Forum, weil jedem die nötigen Informationen dazu fehlen, es sei denn, er war unmittelbar dabei), möchte ich mal ein bisschen was aus meinem Erfahrungsschatz bezüglich Discoeinlass geben:
Es gab mal Zeiten, da hat es in Discotheken einen sehr viel strengeren Dresscode gegeben als heute. Mit Turnschuhen, Freizeitkleidung und alten Jeans hatte man da keine Chance reinzukommen. Wenn man in eine Rauferei verwickelt war, ergatterte man auch schnell mal Hausverbot. Das war die Zeit, als sich die Discotheken noch ihre Gäste aussuchen konnten. Nur wer korrekt gekleidet war und sich benehmen konnte, war gern gesehen.
Natürlich konnte man auch damals keine Schlägereien verhindern und es gab auch immer genug, die sich aufregten, weil sie nicht hineinkamen. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass es gleich Beschwerden bezüglich Diskriminierung gegeben hat.
Heute kommt man ohnehin problemlos in jede Disco rein, wenn man nicht gerade wie der größte Sandler daherkommt. Turnschuhe und Freizeitkleidung sind heute ohnehin schon alltäglich und kaum einer wird an der Tür noch wegen seiner Kleidung abgewiesen.
Was anderes ist es, wenn es Brösel und Probleme gegeben hat. Da kann's schon mal passieren, dass man draußen bleibt.
Man sollte sich vor Augen führen, dass jeder Lokalbesitzer immer noch das Recht hat, jemandem den Zutritt zu seinem Lokal zu verweigern. Der Besitzer oder der Geschäftsführer geben den Türstehern die Anweisungen dazu. Ich hab da während meiner Zeit als LJ genug gesehen und gehört, wie's so bei den Türen zugeht, denn ich hab mich öfter gern zu den Türstehern gestellt und ein wenig mit ihnen gequatscht. Denn das waren durchwegs (Ausnahmen gibt's natürlich immer) nette und umgängliche Typen, mit denen man Spaß haben und Schmäh führen konnte.
Nur was sich die jeden Abend teilweise von den Gästen anhören konnten, das war teilweise heavy. Nur gut, dass die alle ein dickes Fell haben und den Gästen nicht mit der gleichen Aggressivität begegnen, wie so manche Gäste ihnen begegnen.
Türsteher ist kein einfacher Job. Von dem mal abgesehen, dass man ohnehin der Buhmann ist, muss man in jeder brenzligen Situation einschreiten, wo kein anderer dazwischen sein möchte. Dann sollte man noch allwissend sein und sich jedes Gesicht merken. Dass auch diese Leute mal Fehler machen, sollte man ihnen zugestehen, ohne gleich ein Drama draus zu machen. Da wurde niemand verletzt dabei, maximal in seinem Ego oder seiner Ehre gekränkt. Andersrum ist nämlich auch wieder das große Unverständnis da, wenn ein Türsteher mal einen rein lässt, mit dem's schon Stunk gegeben hat. Habe ich alles schon beobachtet.
Manchmal verstehe ich diese Übersensibilität nicht mehr. Nur weil ich einmal irgendwo nicht reinkomme, schreie ich gleich "Diskriminierung"? Ich mein, wenn dem Burschen in ganz Graz der Zutritt zu jedem Lokal verboten worden wäre, dann sehe ich das auch als grobe Benachteiligung. Aber einmal in einem Lokal? Als ich zum fortgehen begonnen habe, ist es auch mir fallweise passiert, dass mir mal der Zutritt zu einem Lokal verwehrt worden ist. Aber nicht weil ich ein Schläger war, ständig besofffen oder Ausländer, sondern weil ich vielleicht einfach zu jung war oder eventuell zu leger gekleidet. Wäre ich Ausländer, dann könnte ich mich beschweren, aufgrund meiner Nationalität schlecht behandelt worden zu sein. Nur was mache ich da als Inländer?
Sicher ist das nicht so toll, wenn man mal wo nicht reindarf, aber auch nicht das große Drama. Wenn ich in einem Lokal nicht willkommen bin, dann gehe ich eben in ein anderes. Wo ist das Problem? Wenn ich das Gefühl habe, nicht willkommen zu sein, dann fühle ich mich ja dort auch nicht wohl, wenn ich dann irgendwie trotzdem reinkomme. Da gehe ich doch lieber woanders hin, als mich zu beschweren und den Einlass erzwingen zu wollen, oder nicht? Oder lässt das Ego das nicht zu?
Manchmal kommt mir vor, den Leuten kommt die Lockerheit abhanden und die Hysterie greift um sich. Kleinigkeiten werden überbewertet und es wird aus jeder Mücke ein Elefant gemacht.
Ich bin selbst Gerechtigkeitsfanatiker und wenn wo wirklich grobe Ungerechtigkeiten stattfinden reg ich mich genau so auf. Nur gibt es auch andere Möglichkeiten, wenn mir was nicht passt, ich muss nicht gleich immer eine Riesen-Sache draus machen. Ein bisschen mehr innere Ruhe und nicht wegen jeder Kleinigkeit gleich auszucken würde manchen nicht schaden.
Noch ein Tipp am Rande: Wenn man mit einem Türsteher freundlich und sachlich redet und ihn nicht gleich anpflaumt, erreicht man so viel mehr. Die meisten sind dann auch bereit, die Situation zu erklären. Man glaub nicht, was man manchmal damit erreicht, wenn man die Leute so behandelt, wie man selbst gern behandelt werden möchte. Da geht um so viel mehr, als wenn man gleich immer zu schreien beginnt. Ist übrigends nicht nur bei Türstehern so, sondern ganz generell.
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