Österreichische DJs im Interview - DJ Observer - von Grinsekatzerl veröffentlicht am: 31.07.2008
Zwischen seinen Gigs im Amnesia / Ibiza und beim Sziget Festival in Budapest / Ungarn ist es dancecharts gelungen, den sympathischen DJ, der nicht nur für seine guten House- und Trance-Mixes bekannt ist, sondern auch für sein strahlendes Lächeln, vom DJ-Pult im Moulin Rouge wegzulocken und ihm ein paar Fragen zu stellen. Und er hatte wirklich viel zu erzählen. dancecharts: Du hast ja schon sehr früh als DJ angefangen. Kannst du mir ein bisschen etwas aus dieser Zeit erzählen? DJ Observer: Angefangen habe ich 1996 – im Nachtwerk. Ich war der jüngste Resident dort und ich hatte Glück, dass mich der Chef unter seine Fittiche genommen hat und mir viel gezeigt und erklärt hat, z.B. wie wichtig es ist auf die Leute einzugehen. Das war eine gute Schule dort für mich. Für Musik habe ich mich schon in der Volksschule interessiert – vor allem für Austro-Pop. Die großen 10 mit Udo Huber damals war ein Pflichtprogramm für mich, ich habe die Musik vom TV aufgenommen. Beim Fortgehen habe ich dann sehr oft die DJs beobachtet und habe mir dann gedacht, dass das ja eigentlich nicht so schwer sein kann. So habe ich begonnen daheim CDs zu mischen und aufzunehmen. Meine Freunde haben mich dann immer ermutigt, dafür bin ich ihnen heute noch dankbar. Ich habe auch auf Privatpartys aufgelegt und habe dann auch Klaus Biedermann, der ja heute der Manager von DJ Ötzi ist, kennen gelernt. Natürlich habe ich anfänglich Kommerz-Disco aufgelegt, aber es war ein Anfang. Wenn ich da an meine Entlohnung denke – das waren drei Getränke und das Taxigeld, aber es hat mir Spaß gemacht. Und das tut es heute noch genauso.
dancecharts: Was genau fasziniert dich so am Auflegen? DJ Observer: Es ist ein großartiges Gefühl, wenn man mit Musik Emotionen erzeugen kann. Ich bin vor jedem Auftritt nervös – und das ist gut so. Ich will die Leute gefühlsmäßig erreichen mit dem, was ich abliefere. Ich vergleiche das Auflegen gerne mit einer Lesung – auch dort ist es wichtig, wie die Stimme desjenigen ist, der vorliest und wie er seine Stimme einsetzt, dadurch kann er viel beeinflussen. Und auch meine Musik ist eine Form des Geschichtenerzählens – es kommt drauf an, welche Tracks ich spiele, in welcher Reihenfolge ich sie spiele usw.
dancecharts: Wow, das ist ein guter Vergleich. Bleiben wir doch noch ein bisschen in deiner Vergangenheit. Was war denn das aufregendste Ereignis, an das du dich in deiner DJ-Karriere erinnern kannst? DJ Observer: Da gibt es mehrere Dinge, die mir spontan einfallen würden, aber ich glaube, das, was mich am meisten geprägt hat, das war, als ich 2000 das erste Mal auf der Loveparade in Berlin gespielt habe. Vorher kannte ich die Loveparade nur aus dem Fernsehen. Ich durfte auf dem NewYorker Truck auflegen – der Truck war genial dekoriert, darauf waren Tänzer mit Bodypainting geschmückt. Und mit diesem Truck dann zur Siegessäule zu fahren und vor einer Million Leute zu spielen – das ist etwas, das sich bis heute mit nichts vergleichen lässt. Und weißt du, was das Witzigste war? Mein Booker damals hat mich noch gefragt, ob ich lieber bei der Loveparade oder in Wiener Neustadt bei einem Event auflegen möchte. (lacht)
dancecharts: Ich kann mir vorstellen, dass dir diese Wahl nicht besonders schwer gefallen ist. Um noch einmal in deiner Vergangenheit zu stöbern – im September werden es ja 10 Jahre, dass du deinen ersten großen Auftritt hattest – das war 1998 auf dem Biosphere. Wie ist es dir damals gegangen? DJ Observer: (schmunzelt) Ich habe den Auftritt von damals sogar noch auf Video. Damals habe ich die letzten 1,5 Stunden aufgelegt, eine Mischung zwischen Party-Trance und Techno. Ich weiß noch genau Open Your Eyes von Nalin & Kane. Die Stimmung auf einem Biosphere war niemals mehr so wie damals. Es war für mich leicht, die Leute auch noch zu so später Stunde zu motivieren. Da waren rund 5000 Leute, die mitklatschten – nach so einem Erlebnis ist nichts mehr wie vorher. Das ist schon etwas ganz Besonderes.
dancecharts: Wenn wir schon bei großartigen Events sind – du warst ja vor kurzem wieder einmal zu Gast in Ibiza – das erste Mal diesmal im Amnesia. Wie war das für dich? DJ Observer: Ich denke, Amnesia ist einer der besten Clubs der Welt – wenn nicht sogar der beste. Ich war gemeinsam mit Daniel dort und wir haben von halb 1 bis 2 aufgelegt. Wir haben dort sogar einige Wiener von der Stargate Group getroffen. Ibiza ist einfach wichtig, um international Werbung für sich zu machen. Es ist eine Prestigesache, wenn du als DJ im UK DJ Magazin angekündigt wirst. Die Insel ist vom Marketing her einfach enorm wichtig. Und es ist natürlich noch besser, wenn du auch noch Geld dafür bekommst. Viele legen auf Ibiza ja auch gratis auf, was ich auch verstehen kann. Es ist einfach für die Zukunft und die Weiterentwicklung eines DJs wesentlich, dass man auch auf Ibiza vertreten ist.
dancecharts: Apropos erfolgreich – dein Mix von Brian Cross „Paradise“ ist ja auch international ein großer Erfolg und wird sogar von BBC Radio 1 gespielt. DJ Observer: Ja, der Track hat wirklich eingeschlagen. Bei der Eröffnung beim Privilege [Club auf Ibiza] hat tiesto den Song sogar zweimal gespielt. Ich hab die Nummer auch den beiden DJs von Cosmic Gate gegeben und obwohl sie zuerst etwas zögerlich waren, hab ich später eine SMS gekriegt, dass sie die Nummer gespielt haben und sie wirklich cool finden. Ich bin wirklich glücklich, denn das ist eine meiner Lieblingsnummer. Witzig ist auch, dass mich viele Leute darauf ansprechen, weil sie den Style der Nummer nicht festlegen können und ich denke, genau darin liegt das Geheimnis des Erfolgs.
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