Interview mit Robbie Rivera - von Grinsekatzerl veröffentlicht am: 18.07.2008
Robbie Rivera, seit vielen Jahren ein Name, der Synonym ist für gute House-Music – als DJ und als Producer, war am 11. Juli zu Gast im Moulin Rouge um wieder einmal ein Stückchen Ibiza nach Wien zu bringen, als Trost für all jene, die sich nach einem Sommer à la Ibiza (sowohl vom Wetter als auch von der Musik her) sehnen. Nach seinem fast 2h-Set, das den Anwesenden gehörig einheizte und viele auf die Tanzfläche lockte, stand Robbie noch für ein Interview zur Verfügung. dancecharts: Robbie, erst einmal danke, dass du dir noch um diese Uhrzeit (3:30 morgens) Zeit für uns nimmst. Kannst du uns zuerst einmal erzählen, wie du deine Liebe zum Auflegen entdeckt hast? Robbie: Das ist schon ein Weilchen her. Ich habe eigentlich seit meinem 13. Lebensjahr, damals in Puerto Rico (Anmerkung der Red: Robbie wurde in Puerto Rico geboren, heute lebt er allerdings in den USA) aufgelegt. Ich habe mir immer Platten gekauft und habe mich schließlich bei verschiedenen Partys meiner Eltern als DJ versucht. So hat das alles angefangen.
dancecharts: Dass es der richtige Weg war, sieht man ja jetzt an deinen großartigen Erfolgen. Gab es eigentlich irgendjemanden, der deine Entwicklung beeinflusst hat? Robbie: Ja, würde ich schon sagen. David Morales gehört da genauso dazu wie zahlreiche Bands, z.B. Santana, Underworld und Nirvana.
dancecharts: Du hast ja schon Remixes für zahlreiche Stars gemacht, darunter Kylie Minouge, Madonna, Ricky Martin, Santana und so weiter. Gibt es da irgendeine Geschichte in Zusammenhang mit dem Remix, an die du dich noch erinnerst? Robbie: Ja, ich erinnere mich noch, als ich den Remix für Madonna gemacht habe. Ich habe den Remix an ihren Manager geschickt und auf Feedback gewartet. An Stars wie Madonna kommt man ja persönlich nicht heran. Der Manager hat mir dann erzählt, Madonna habe sich den Remix in der Limousine angehört und war begeistert davon. Sie liebe den Remix, meinte der Manager. Das war schon ein ganz tolles Gefühl für mich.
dancecharts: Gibt es noch andere Künstler, für die du einen Remix machen möchtest? Robbie: Hmm… ja, ich würde gerne mit Coldplay oder auch U2 zusammenarbeiten.
dancecharts: Du produzierst ja auch sehr viel – bevorzugst du im Studio zu produzieren oder legst du lieber auf? Robbie: Ich würde sagen, beides geht Hand in Hand. Ich könnte nicht sagen, was mir lieber ist.
danchecharts: Woher nimmst du deine Ideen für Remixes und Produktionen? Robbie: Das ist ganz unterschiedlich. Wenn ich auflege, dann inspirieren mich oft die Leute auf dem Dancefloor, manchmal ist es Musik, die ich im Radio höre oder einfach etwas, das ich mag. Ich könnte gar nicht sagen, was mich am meisten inspiriert.
dancecharts: Du hast ja auch Juicy Music, den Record Label gegründet. Wovon hängt es ab, ob ein Künstler bei euch unter Vertrag genommen wird? Robbie: Die Musik muss enegiegeladen sein, sie darf nicht langweilig sein. Es muss davon eine Kraft ausgehen. Vocals finde ich auch immer sehr wichtig. Ich sag immer so, wenn ich einen Track auch in meinem Set spielen kann, dann ist er okay. (lacht) Ich bekomme ungefähr 20 Demos pro Woche, es sind aber immer nur sehr wenige gute darunter, aber doch immerhin einige. In Österreich habt ihr ja DJ Observer, der wirklich gut ist und auch auf meinem Label releast.
dancecharts: Abgesehen vom Record Label gibt es ja jetzt auch Juicy Music Events, die weltweit erfolgreich sind. Auch sonntags im Amnesia gibt es diese Events. Was steckt hinter dem Konzept? Robbie: Ich möchte Juicy einfach zu einer eigenen Marke machen – da gehört Musik dazu, da gehört der Platten-Label dazu und ich finde, da braucht man auch gute Events, um diese Musik zu promoten. Die Idee ist erstmals auf der Miama Music Conference entstanden, und auch im Amnesia auf Ibiza sind wir jetzt schon zum dritten Mal.
dancecharts: Wenn wir jetzt schon bei Ibiza sind- ist Ibiza deiner Meinung nach etwas Besonderes für einen DJ? Robbie: Ja, es gibt dort einfach eine Menge Clubs und es ist für jeden DJ eine aufregende Erfahrung in einem der berühmten Clubs spielen zu können. Man kann sagen, dass Ibiza im Sommer zum Zentrum der Dance-Musik avanciert.
dancecharts: Ist eigentlich generell ein Unterschied zu merken, abhängig davon, in welchem Land du auflegst? Robbie: Nicht wirklich. Ich lege überall gleich auf, es ist mein Style, der gefragt ist und die Leute bekommen ihn. Ja, es kann sein, dass es manchmal etwas kommerzieller ist in manchen Clubs als in anderen. Aber prinzipiell sehe ich keinen Unterschied.
dancecharts: Du hast ja auch noch zusätzlich einige Radioshows. Was ist da die besondere Herausforderung für dich? Robbie: Naja … es sind jede Woche zwei Stunden Radioshow. Ich teile das immer so auf, dass die erste Stunde eher kommerziger ist, während in der zweiten Stunde der dirty Sound vorherrscht. Es macht mir Spaß und es ist schön, dass man, egal, wo man sich gerade auf der Welt befindet, dieselbe Radioshow hören kann.
dancecharts: Wie stehst du eigentlich zum Internet? Denkst du, dass es gut oder schlecht für DJs ist? Robbie: Das Internet hat viel verändert, vor allem was das Kaufen von Musik betrifft oder auch die Vermarktung der Künstler. Netzwerke wie mySpace oder facebook kennt ja wirklich jeder schon und sie sind auch nützlich, um bekannt zu werden. Was ich am Internet hasse, ist dass man sich Musik gratis downloaden kann. Das ruiniert so viel.
dancecharts: Wenn ich mir das so anschaue – Record-Label, Auflegen, Touren, Radioshows, Produzieren - es sieht aus, als würdest du rund um die Uhr arbeiten. Robbie: (lacht) Von Montag bis Donnerstag arbeite ich an den Radioshows und an den Remixes – das ist viel Studioarbeit. Am Wochenende bin ich meistens unterwegs auf Tour bzw. im Amnesia. Ich lebe im Sommer auf Ibiza – das ist für mich eigentlich eher wie Relaxen – das hat einfach die Atmosphäre von Ibiza so an sich, dass man dort entspannter ist und ruhiger wird. Im Winter wohne ich dann wieder in Miami, da arbeite ich auch mehr. Für mich vermittelt Miami einfach mehr den Arbeitsdruck. Aber natürlich, manchmal können die vielen Gigs schon auch anstrengend werden, wenn man ständig unterwegs ist, aber das gehört eben dazu.
dancecharts: Welche Musik hörst du denn privat? Robbie: Hmm… sehr unterschiedlich. Ich mag Reggaie, Chillout-Music, Spanish Rock, aber auch Bands wie Coldplay oder generell British Rock.
dancecharts: Wenn dich jetzt jemand um Rat fragen würde, wie man ein großartiger DJ wird, was würdest du ihm / ihr sagen? Robbie: Musik machen, das ist ganz wichtig. Man muss auch ein paar eigene Sachen produzieren, um bekannt zu werden. Nur dann kann man es wirklich zu etwas bringen!
dancecharts: Robbie, meine letzte Frage. Was sind deine Pläne für die Zukunft? Robbie: Ich habe jetzt gerade vor ein paar Tagen meine Compilation Ibiza 2008 veröffentlicht, plane aber im Dezember ein neues Album auf den Markt zu bringen.
Darauf können wir ja dann schon wieder gespannt sein. Bis dorthin bleibt all jenen zu wünschen, die Robbie am Freitag versäumt haben, dass sie Gelegenheit haben, den sympathischen DJ mit leichten Ansätzen eines Workaholics auch einmal live zu erleben.
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