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Österreichische DJs im Interview - Deejay Goldfinger - von Grinsekatzerl
veröffentlicht am: 15.07.2008

DJ Goldfinger and Sonja GabrielPünktlich zum Release-Termin seiner neuesten Single Love Journey Deluxe (Vinyl-Release am 7.7. / M-CD und Digital-Relase: 1.8.) gelang es dancecharts den erfolgreichen Österreicher aus seinem Studio in Wien zu locken und zu einem Interview zu bitten. Deejay Goldfinger machte sich vor allem mit seinen Tracks Runaway, Baker Street oder Keep me hanging on national und international einen Namen. Er ist jener DJ, der zum ersten Mal Rock mit Dance-Elementen kombinierte und damit einen Trend auslöste.#

dancecharts: Beginnen wir doch gleich mit deiner neuesten Produktion. „Love Journey Deluxe“ ist eine Neueinspielung deiner 2002er Nummer – was ist der Unterschied zwischen den beiden?
DJ Goldfinger: Ich würde sagen, da gibt es drei wesentliche Unterschiede. Während die Nummer 2002 männliche Vocals hatte, habe ich ja seit Runaway eine sehr charismatische Sängerin, Felisha, die der Nummer ihren eigenen Touch verleiht. Wir haben Love Journey Deluxe auch radiotauglich gemacht, es gibt eine Strophe mit einem eigenen Text und schließlich gibt es auch zahlreiche Remixes, unter anderem von Groove Coverage und DJ Klubbingman.

dancecharts: Love Journey Deluxe ist ja in vielen Wertungen (DJ Charts Austria, SDC50 und dancecharts.at) sehr weit vorne platziert. Hast du diesen Erfolg erwartet?
DJ Goldfinger: Ich war zu Beginn schon etwas skeptisch, schließlich habe ich fast ein Jahr keine neue Single auf den Markt gebracht. Im vergangenen September musste ich erst einmal eine Pause einlegen und Power auftanken, da ich in den 1,5 Jahren zuvor insgesamt 120 Gigs hatte. Außerdem habe ich mein Label, meinen Produzenten und meine Promotionfirma gewechselt und wir haben alle gemeinsam hart daran gearbeitet, dass diese Nummer zum Hit wird. Für mich ist es sehr wichtig, dass ich mich mit einem Projekt identifizieren kann und daher dauert es manchmal eine Weile, bis eine Nummer fertig zum Release ist. Es ist mir lieber weniger Nummern zu produzieren als mittelmäßige Fließbandarbeit zu leisten.

dancecharts:
Lass uns jetzt einmal von der Gegenwart in die Vergangenheit reisen. Du hast ja schon sehr früh als DJ angefangen. Wie war das damals?
DJ Goldfinger: Mein Vater hatte eine Disco in Kärnten – am Klopeiner See. Wir haben damals schon immer Disco-Sound gespielt, also es war nie so eine typische Dorf-Disco mit Schlager oder Volksmusik, sondern das, was eben damals aktuell war wie Donna Summer oder Banarama mit Venus. Mit 13 durfte ich dann schon das Vorprogramm spielen – von 20 bis 21 Uhr. Der Haupt-DJ war damals DJ Nils, bekannt aus dem Happy-Club. So hab ich meine ersten Erfahrungen gemacht.

dancecharts: Liegt dir die Musik eigentlich im Blut? Spielst du auch ein Instrument?
DJ Goldfinger: Früher habe ich Piano gespielt, allerdings ist meine DJ-Seite stärker und so habe ich damit aufgehört, damit ich mich voll auf das Auflegen konzentrieren kann. Ich bewundere aber immer noch die Leute, die bei uns im Studio die Rock-Gitarren- oder Piano-Lines einspielen. Mein Talent liegt eher beim Auflegen. Natürlich kann man sagen, dass ich über ein Harmonie-Gefühl verfüge, ein Gespür dafür, was die Leute mögen. Manche bezeichnen das als Mainstream-Gehör, was in meinem Job ja nichts Schlechtes ist. (schmunzelt)

dancecharts: Was fasziniert dich so am Auflegen?
DJ Goldfinger: Ursprünglich hat es mich fasziniert, wie man Leute in diverse Stimmungen bringen kann, damals war mein Auftrag ja auch beispielsweise die Leute dazu zu bewegen, mehr zu konsumieren. Heute will ich das Publikum nur noch in euphorische Stimmung versetzen. Wichtig ist allerdings, dass es immer ums Publikum geht, nicht der DJ steht im Mittelpunkt, sondern das Publikum. Mein Auftrag heute lautet, das Publikum in euphorische Stimmung zu versetzen, ihnen das zu präsentieren, was sie gerne hören. Und ich bin froh, dass mir das auch fast immer gelingt.

dancecharts: Wie bist du eigentlich auf deinen Namen gekommen? Mich erinnert DJ Goldfinger immer an James Bond.
DJ Goldfinger (schmunzelt): Ja, das denken viele, aber der Name ist ganz anders entstanden. Als ich angefangen habe aufzulegen, habe ich auch Kassetten aufgenommen. Viele meiner Freunde und Bekannten wollten dann auch Kassetten haben und es gab eben schon damals die „Raubkopierer“. Ich habe mir dann überlegt, wie ich meine Original-Kassetten kennzeichnen könnte und wollte ihnen meinen Fingerabdruck verleihen. Naja, die erste Farbe, die ich gefunden habe, war eine goldene. Und von diesem Zeitpunkt an, war jede Kassette mit einem Goldfinger signiert. Das habe ich dann auch für meinen DJ-Namen übernommen. Erst später habe ich dann auch das Intro von Goldfinger übernommen.

DJ Goldfingerdancecharts: Gibt es ein aufregendes Erlebnis, an das du dich in deiner DJ-Karriere erinnern kannst?
DJ Goldfinger: Hmm… ja, da fällt mir ein, als ich meinen Plattenkoffer gepackt habe für Deutschland, ich hatte einen Auftritt im Kinki Palace. Davon habe ich immer noch die Schleife vom Flug am Plattenkoffer. Bei der Fahrt zur Location haben wir Sunshine Live gehört und dort wurde ich so zirka alle 30 Minuten angekündigt. Es hat in Strömen geregnet und wir waren schon sehr knapp dran. Ich sollte eine halbe Stunde vorher am DJ-Pult sein und dort habe ich plötzlich bemerkt, dass mein Plattenkoffer sich nicht öffnen lässt. Du weißt ja, die Plattenkoffer haben so einen kleinen Metallstift am Verschluss und genau der hat sich beim Flug verbogen. Ich habe den Techniker dort nach einem Hammer gefragt – du kannst dir vorstellen, wie mich der dumm angesehen hat. Letztendlich haben wir den Koffer dann doch noch gerade rechtzeitig aufgebracht, damit ich auflegen konnte Aber das war wirklich ein aufregendes Erlebnis.

dancecharts: Wui, also das muss Nerven gekostet haben. Abgesehen vom Auflegen produzierst du ja auch selbst. Gibt es etwas, das du bevorzugst?
DJ Goldfinger: Meiner Meinung nach ergänzt sich das, man kann das Produzieren als Job Enrichment für DJs sehen. Wenn man als DJ ernst genommen werden will, dann ist das ein Muss. Außerdem erhält man so auch ein direktes Feedback. Man kann die eigenen Produktionen oder auch Vorstufen davon beim Publikum antesten und man merkt sofort, was geht und was nicht geht. Ich sehe das Auflegen als Marktforschung, man merkt, was die Leute interessiert. Und wenn man das macht, ist man vor Flops ziemlich sicher. Beim Produzieren sind natürlich auch viel mehr Leute involviert – man hat eine Promo-Firma, das Label, den Vertrieb – und irgendwie ist man für diese Leute auch verantwortlich. Daher überlegt man sich, was man tut, man muss selbst von seiner Arbeit überzeugt sein.

dancecharts: Woher nimmst du deine Inspiration fürs Produzieren?
DJ Goldfinger: Viel hat natürlich mit meiner persönlichen Historie zu tun – ich kenne viele alte Songs, die sich eignen. Begonnen habe ich als House-DJ, dann habe ich allerdings gemerkt, dass es auch sehr viele gute Rock-Nummern gibt, die sich mit Dance-Elementen gut kombinieren lassen. Damals haben die meisten angezweifelt, dass ich damit Erfolg haben würde. Erst als die Single „Runaway“, die auf Bon Jovis Nummer basiert, die Charts stürmte, gab mir der Erfolg Recht. Wichtig ist immer, dass man trotz des Retorten-Images der DJs immer kreativ bleibt. Den Text für die neue Nummer habe ich auch komplett selbst geschrieben.

dancecharts:
2006 war ja dein großes Erfolgsjahr, wo du mit Felisha auch große internationale Erfolge erzielt hast. Was ist das für ein Gefühl, wenn man weiß, dass die eigenen Tracks auch in Ländern wie Japan, Indonesien und Russland veröffentlicht werden?
DJ Goldfinger: Das ist eine Anerkennung, die mich überwältigt hat, vor allem auch deswegen, weil ich das nicht erwartet hätte. Um so einen Erfolg zu erreichen, ist es natürlich auch nötig, dass man sich ständig verbessert, man muss internationalen Sound produzieren und keinen typischen österreichischen Dance-House-Sound. Das dauert natürlich viel länger, Durchhaltevermögen ist da unbedingt gefragt. Man lernt aber auch immer wieder jemanden kennen, der für internationale Verbindungen sorgt. Es ist auch immer wieder ganz toll für mich, wenn ich auf youtube sehe, wie viele Videos aus dem Ausland von meinen Auftritten online gestellt werden.



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