Interview mit Jonathan Ulysses - von Grinsekatzerl veröffentlicht am: 22.06.2008
dancecharts: Wenn du nicht in Ibiza auflegst, bist du ja auch sehr viel unterwegs. Deine Touren mit In Bed with Space führen dich ja rund um die Welt. Hast du überhaupt noch Zeit für Hobbies? Jon: Hmm… ich würde einmal sagen, ich habe mein Hobby zu meinem Beruf gemacht. Ich genieße es, aufzulegen. Würde ich aufhören aufzulegen, würde sicher ein großer Teil meines Lebens leer sein. Hoffentlich kann ich auch mit 60 noch als DJ arbeiten (lacht). Wenn ich im Studio bin, dann ist Produzieren und Scratchen auch noch mein Hobby. Und ja – natürlich, wenn ich auflege, dann mache ich auch noch danach Party. Das ist zwar nicht immer so ganz einfach, weil ich oft schon in der Früh wieder abfliegen muss, aber es macht Spaß. Ich sag dir nur eins – ein Flughafen ist der schrecklichste Ort um verkatert zu sein. (lacht) dancecharts: Du warst ja auch schon einige Male in Österreich. Hattest du da auch Zeit, dir etwas anzuschauen oder bist du nur für deine Auftritte hier? Jon: Ich liebe Österreich, es gibt hier so viel Kultur, großartige Museen. Auch die Leute – vor allem die jungen – sind so freundlich und die Club-Szene ist wirklich gut. Ich hatte jedes Mal eine tolle Zeit hier in Österreich. dancecharts: Welche Musik hörst du privat? Jon: Viele verschiedene Richtungen. R’n’B, Hip Hop, Jazz, Reggae, Alternative, Rock. Genesis, Stevie Wonder, aber auch Mozart und Nerd laufen bei mir öfters. House höre ich eigentlich nur noch aus beruflichen Gründen. dancecharts: Das führt uns zurück zu deinem Beruf oder auch Hobby – dem Auflegen. Bevorzugst du Vinyl, CDs oder mp3? Jon: Wenn ich unterwegs bin, dann auf jeden Fall CDs, weil sie wesentlich einfacher zum Transportieren sind. Die ganzen Ibiza Klassiker der House-Musik habe ich aber auch auf Vinyl. Ich finde, Vinyl erzeugt einen viel wärmeren Sound. Aber auch mp3s haben Vorteile – du kannst sehr schnell Musik für andere verfügbar machen, wenn du sie zum Download bereit stellst. Ich würde sagen, man muss einfach aus jedem Medium das Beste machen. dancecharts: Denkst du denn auch, dass das Internet das Leben eines DJs verändert hat? Jon: Natürlich, denn dadurch ist die Welt für DJs viel globaler, viel offener geworden. Auch die Firmen haben sich angepasst, Die Ausrüstung, die Technologie hat sich stark verändert. Pioneer hat da vor allem einiges getan mit den CD-Player, Mixern, aber auch mit der Software. Auch Programme wie Ableton und Final Scratch haben die Szene – ich möchte fast sagen – revolutioniert. Auch durch die Möglichkeit, dass man Tracks downloaden kann, einfacher Demos verschicken kann etc. hat sich vieles verändert. dancecharts: Du produzierst ja auch – was gefällt dir besser? Produktion im Studio oder DJing? Jon: Das ist leicht für mich – Djing ist für mich einfach das, was mir mehr gibt, weil ich da sofort das Feedback von den Leuten bekomme, ich kann sie beim Tanzen beobachten – dabei, wie sie sich zu meiner Musik bewegen und das gibt mir enorm viel. Natürlich produziere ich auch, es sind ja einige Tracks von mir derzeit auf dem Markt und es kommen noch einige. Aber ich sitze nicht so gerne in einem Raum – mir ist der Kontakt zu den Leuten lieber. Mit dem Franzosen Peter Brown habe ich gemeinsam einen Track produziert „Be free“, der jetzt frisch auf dem Markt ist. Das ist eine großartige Nummer geworden. dancecharts: Was sind deine Pläne für die nahe Zukunft? Jon: Im Sommer werde ich natürlich wieder im Space auf Ibiza Resident sein, aber ich möchte auch etwas völlig anderes machen: Ich möchte eine Firma gründen, die sich auf T-Shirts, Schweißbänder, Armbänder etc. spezialisiert. Das ist derzeit ein großer Wunsch von mir. Außerdem werde ich mit meiner Plattenfirma wieder einige neue Produktionen planen und auf dem Markt bringen – da ist für August einiges geplant. Im Grunde möchte ich eigentlich das weitermachen, was ich bis jetzt gemacht habe – nur besser und größer (lacht). dancecharts: Zum Abschluss jetzt noch eine etwas abstraktere Frage. Stell dir vor, ich wäre die gute Fee und du hättest einen Wunsch frei – was würdest du dir wünschen? Jon: Hmm… ich glaube, das geht sich mit einem Wunsch nicht aus. Ich möchte Frieden auf der Welt haben, es sollte keine Kriege mehr geben, jeder sollte sich sicher fühlen können und das tun können, was er will. Jeder Mann und jede Frau sollten gleichgestellt sein – ganz egal, welcher Hautfarbe, Rasse, Religion, Geschlecht, Kultur sie angehören. Die Welt sollte ein Platz werden, wo sich jeder wohlfühlt, wo keiner Angst haben muss, keiner hungert und keiner friert. Eigentlich ist das so ein einfacher Wunsch und doch so schwer zu erfüllen. Es gibt viel zu viel Armut und viel zu viel Ungerechtigkeit auf unserem Planeten. Ein Wunsch, dem sich das dancecharts-Team natürlich nur anschließen kann. Auch an diesem Abend gelang es Jonathan Ulysses gemeinsam mit Sua Amoa eine wunderbare Stimmung zu schaffen, wo sich wirklich jeder wohlfühlen konnte. Zumindest für ein paar Stunden waren alle Partyhungrigen gleich und teilten die Freude an der Musik. Ein Stück Ibiza in Wien – hoffentlich nicht zum letzten Mal.
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