Interview mit Nick Terranova - von Webmaster veröffentlicht am: 24.05.2008
Nick Terranova aka Starkillers war gestern das erste Mal in Wien im Moulin Rouge zu Gast. Der DJ aus Los Angeles ist bei uns vom Namen her vielleicht noch nicht so bekannt, zu seinen Remixes und Produktionen haben aber sicher schon viele von uns geshakt – man denke nur an Diskoteka, seine Remixes von Sex’n’Money, Rapture und Is it Love. In den USA schon längst in der Szene mehr als gut bekannt, hat er bei uns in Europa noch einiges nachzuholen. Damit ihr euch von Nick ein besseres Bild machen könnt, hat ihn Dancecharts interviewt und einige sehr interessante Facts zu Tage gebracht. Dancecharts: Nick, du bist durch den Track Diskoteka auf einen Schlag berühmt geworden. Was hat sich durch diesen Erfolg geändert? Nick: Es hat sich einiges geändert. Zuerst möchte ich aber unbedingt noch klarstellen, Starkillers – das bin nur ich. Viele Leute glauben, dass sich hinter diesem Künstlername mindestens zwei Leute verbergen – wegen des Plurals. Das stimmt aber nicht, Starkillers ist Nick Terranova und Nick Terranova ist Starkillers. So, was hat sich geändert? Ich mache definitiv mehr Geld (lacht). Diskoteka war ja überhaupt der erste Track, den ich herausgebracht habe und dann wurde das gleich ein Nummer 1 Hit. Dieser Song hat mich gleich an die Spitze katapultiert, hat die elektronische Musik revolutionisiert. Was sich natürlich auch geändert hat – ich habe jetzt viel mehr Freunde, aber auch mehr Feinde. Berühmt sein bedeutet immer, im Mittelpunkt von Neid und Missgunst auch zu stehen. Dancecharts: Ich habe gehört, dass du dir das Produzieren selbst beigebracht hast. Wie hast du das gemacht? Nick: Ich habe mich für 5 Jahre zurückgezogen und mehr oder weniger in mein Zimmer eingesperrt. Wenn ich von der Arbeit heimkam, dann hab ich Musik gemacht. Nachdem ich mich mit meiner Freundin getroffen hab, habe ich Musik gemacht. Oft 10 – 12 Stunden pro Tag. Ich hatte niemanden, der mir die Dinge gezeigt hätte, so habe ich mich mit der Software Reason selbst auseinandergesetzt – trial and error. Wichtig war, dass ich immer selbst an mich geglaubt habe. Ich bin fast so etwas wie der wahr gewordene amerikanische Traum. Ich habe nicht einmal die High School abgeschlossen und habe doch bewiesen, dass man es schaffen kann. Ich hatte immer im Hinterkopf, dass es nicht mehr schlimmer werden könnte und ich habe an mich geglaubt. Wenn man alles, was einem ablenkt, eliminiert und hart arbeitet, dann kann man alles schaffen. Dancdecharts: Was war deine schwierigste Produktion bisher? Nick: Das war definitiv, als ich für Paul van Dyk gearbeitet habe. Ich habe mich selbst so unter Druck gesetzt, dass ich etwas produzieren wollte, was Paul gefällt. Ich habe mir sehr lange den Kopf zerbrochen, um gut zu sein. Als ich das Ergebnis Paul präsentierte, war er sofort begeistert davon. Dancecharts: Du hast ja sehr viele Pseudonyme, du hast Tracks veröffentlicht als Starkillers, Aftertouch, Terranova, Hi_Lo und Nick Touch. Was steckt dahinter? Nick: Hmm… jedes Pseudonym vertritt eine andere Marke oder Musikrichtung. Starkillers ist kommerzieller, das Zielpublikum ist eindeutig weiblich. Terranova hingegen ist mehr der Underground-Style. Ich wollte vor allem mit diesen beiden Pseudonymen zwei verschiedene Marken aufbauen, die eben für einen gewissen Stil stehen. Auch mein Freund Austin Leeds hat mehrere Namen, unter denen er Tracks herausbringt. Dancecharts: Woher holst du dir die Inspiration für deine Produktionen? Nick: (lacht) Okay, ich weiß, das wird jetzt etwas billig klingen, aber es stimmt. Meine Inspiration hole ich mir von den Mädchen im VIP-Bereich. Es ist nämlich so, wenn die Girls sich für etwas interessieren, dann folgen die Männer dem automatisch nach. Das heißt, für mich ist es wichtig, etwas zu produzieren, was den Geschmack der Girls trifft. Ich sehe mir auch an, wie sie sich bewegen, ich versuche alles von der Perspektive der Frauen zu sehen. Die meisten Girls posen, wenn sie zu Techno tanzen – es ist daher wichtig, dass man sie wirklich dazu bekommt, dass sie sich in der Musik verlieren, dass sie eins werden damit. Daher versuche ich auch immer, sehr sexy Musik zu produzieren. Dancecharts: Viele DJs / Producer haben ihren eigenen Stil. Gibt es auch bei dir etwas, was du sagen würdest, das ist typisch für dich? Nick: Ja natürlich, auch ich habe meinen eigenen Sound, meinen eigenen Vibe. Die Leute erkennen, wenn ich spiele oder wenn etwas von mir produziert wurde. Sogar Ex-Freundinnen, die mich inzwischen hassen, lieben meinen Sound immer noch. (lacht) Dancecharts: Gibt es andere DJs / Producer, die dich beeinflusst haben? Nick: Hmm… ja, doch. Im Jahr 2000 habe ich Paul Oakenfold getroffen und habe ihn gefragt, wie man groß und berühmt wird. Ich habe ihm gesagt, dass ich so werden möchte, wie er. Das war allerdings zu dieser Zeit gerade besonders schwierig, da ich meinen Job als Resident vor kurzem verloren hatte. Allerdings hat mich das Gespräch mit Paul so inspiriert, dass ich mich danach eben für 5 Jahre daheim eingesperrt habe und mir das Produzieren beigebracht habe. Dann hatte ich die Ehre, Sex’n’Money für Paul zu machen. Als ich ihn dann wieder getroffen habe, erkannte er mich zuerst nicht. Ich bin hingegangen und habe ihn gefragt, ob er sich noch daran erinnern kann, an unser Gespräch vor einigen Jahren. Er konnte es und ist fast umgefallen, als er erkannt hat, dass ich Starkillers bin, dass ich derjenige bin, der vor einigen Jahren noch völlig am Anfang stand. Aber auch mit Roger Sanchez hatte ich ein ähnliches Erlebnis. Anfänglich hat mir jeder nur erklärt, wie schwierig es ist, erfolgreich und berühmt zu werden. Ich wurde nicht gerade ermutigt. Dafür ist es jetzt umso schöner, dass gerade diese DJs, die ich immer schon bewundert habe, meine Arbeit jetzt unterstützen und oft zu mir kommen, weil sie einen Remix möchten oder mit mir zusammenarbeiten möchten. Das zeigt mir einfach, wie viel man erreichen kann, wenn man wirklich an sich glaubt und sich nicht beirren lässt.
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