Interview mit MarcoV - von Webmaster veröffentlicht am: 11.05.2008
Nach dem Deadmau5-Gig letzter Woche, freuen wir uns, auch wieder ein Interview mit einer internationalen DJ-Größe präsentieren zu können. Diesen Samstag, den 10. 5. war Marco V im Rahmen der Navida-Night im Moulin Rouge in Wien. Der holländische DJ, der derzeit auf Platz 20 des weltweiten DJ-Rankings von www.djmag.com rangiert, gab bereitwillig Einblick in seine Pläne und Erfahrungen. Dancecharts: Marco, bist du zum ersten Mal hier in Österreich? Marco V: Zum Auflegen ja, aber ich war die letzten beiden Winter auch schon in Österreich um meinen Skiurlaub hier zu verbringen. Ich bin begeisterter Skifahrer. Dancecharts: Kennst du denn auch österreichische DJs bzw. was hältst du von der österreichischen Trance / Progressive Szene? Marco V: Von den DJs kenne ich nur DJ Observer, ich werde auch heute eine seiner neuen Nummern spielen – seinen Remix Tauchstation. Andere österreichische DJs kenne ich derzeit leider noch nicht und daher kann ich auch nicht viel über die österreichische Trance und Progressive Szene sagen. Dancecharts: Warum gibt es deiner Meinung nach so viele Trance DJs / Producer, die immer mehr in Richtung House gehen? Marco V: Das hängt sehr stark vom Publikum ab. Auch DJs richten sich nach dem Musikgeschmack der Hörer. Derzeit wollen die Leute eben sehr viel House hören. Allerdings denke ich auch, dass die Grenzen zwischen den einzelnen Musikrichtungen wie Trance und House immer mehr verschwimmen. Eric Prydz zum Beispiel ist für mich ein typischer Trance-DJ, auch wenn er einige Elemente des House in seinen Tracks hat. Dancecharts: Hast du eigentlich viel Kontakt mit anderen DJs oder Producern, mit denen du Informationen austauscht und die neuesten Entwicklungen in Sachen Musik diskutierst? Marco V: Ich tausche mich mit niemandem auf regelmäßiger Basis aus, aber natürlich, wenn man DJ-Kollegen auf verschiedenen Events trifft, dann wird auch darüber gesprochen. Dancecharts: Wie siehst du die Entwicklung von Trance in den nächsten Jahren? Wird es mehr Tech-Trance geben oder etwas völlig Neues? Marco V: Das ist schwierig zu sagen, weil niemand weiß, was die Zukunft bringt. Ich wäre froh, wenn ich es wüßte, aber es ist wirklich derzeit nicht abzuschätzen. Ich glaube aber, dass die Grenzen zwischen Trance, Techno und House noch weiter verschwimmen werden und es immer schwieriger werden wird, einem DJ wirklich einem Musikstil zuzuordnen. Dancecharts: Warum sind eigentlich gerade holländische DJs weltweit so erfolgreich? Marco V: Ich glaube, viel hängt damit zusammen, dass die Leute mit Holland und Trance immer den Namen tiesto verbinden. Er hat Holland und DJing weltweit bekannt gemacht. Die Holländer sind gar nicht alle so Trance- begeistert, wie viele glauben. Es kann aber natürlich schon auch daran liegen, dass wir in Holland sehr viele Clubs haben und daher ist es für Nachwuchs-DJs viel einfacher, die Gelegenheit zu erhalten, einmal vor Publikum aufzulegen und dann auch tatsächlich bekannt zu werden. Dancecharts: Du hast einen deiner Tracks C:\del*.mp3 genannt. Wie bist du auf diese Idee gekommen? Marco V: Der Titel stammt noch aus den Zeiten von MS-Dos. Es ist ein Befehl, der alle mp3-Dateien auf der Festplatte löscht. Es gab eben zu dieser Zeit große Diskussionen um Musik-Piraterie. Ich habe einfach einen Titel gesucht für meinen Track und fand die Idee einfach gut, ihn so zu nennen. (schmunzelt) Dancecharts: Welche Musik hörst du eigentlich privat? Marco V: Ich höre sehr wenig Musik privat – ich habe auch nicht wirklich Zeit dazu. Wenn ich mit dem Auto fahre, höre ich gerne Rock-Bands – also weniger Hard Rock, obwohl es auch da einige gute Songs gibt, die mir gefallen. Natürlich muss ich berufsbedingt auch sehr viel Musik hören, vor allem alle Demo-Bänder, die ich zugeschickt bekomme. Daher tut es manchmal auch gut, keine Musik zu hören. Dancecharts: Wie würdest du eigentlich deine Entwicklung als Künstler beschreiben? Marco V: Meine Musik hat sich natürlich verändert – wie bei jedem Künstler, der über einige Jahre in diesem Business ist. Auch meine Persönlichkeit hat sich verändert, ich hatte dadurch die Chance, viele Länder und viele Leute kennen zu lernen. Dancecharts: Du bietest ja auch deine TopTenMix als Podcast zum Download an. Denkst du, dass die moderne Technologie wie eben Podcasts oder Myspace das Leben der DJs verändert hat? Marco V: Auf jeden Fall. Für mich sind besonders Podcasts eine großartige Möglichkeit viele Leute zu erreichen. Wenn ich in einem Club wie dem hier auflege, dann sind es ein paar hundert Leute, die mir zuhören. Mit einem Podcast schaffe ich es aber, ein Vielfaches dieser Anzahl zu erreichen. Dancecharts: Du reist auch sehr viel. Diesen Sonntag wirst du ja sogar an einem Tag in 4 verschiedenen Locations auflegen. Macht dir das noch Spaß? Marco V: (lacht) Auf jeden Fall. Auflegen macht mir immer großen Spaß. Und diese vier Locations, die du angesprochen hast – das ist alles in Holland. Holland ist ein kleines Land – die Entfernungen sind sehr gering und man kommt innerhalb kurzer Zeit von einer Location zur nächsten. Ich genieße es immer sehr, wenn ich vor Leuten auflegen kann. Das ist so richtig meins. Dancecharts: Du hättest ja auch heuer als erster westeuropäischer DJ in Syrien auflegen sollen. Leider musste die Show ja abgesagt werden, weil du Morddrohungen erhalten hast. Was war das für ein Gefühl? Marco V: Es hat mir sehr leid getan, dass wir die Show absagen mussten. Es war auch eine schwierige Situation. Morddrohungen sind natürlich nie etwas Angenehmes, aber man muss dabei auch immer abwägen, welches Risiko damit verbunden ist. Hätte ich vor diesem Auftritt hier in Wien eine Morddrohung bekommen, dann hätte ich sie wahrscheinlich ignoriert, weil Österreich ein sicheres Land ist. Bei Syrien hatten wir sehr große Bedenken, ob diese Morddrohungen nicht doch sehr ernst zu nehmen sind und daher wollten wir das Risiko nicht eingehen und mussten die Show absagen, was mir für die Fans dort natürlich sehr leid getan hat. Dancecharts: Gibt es Unterschiede im Publikum, abhängig davon, wo du auflegst? Marco V: Ja, schon. Bisher habe ich am meisten in Großbritannien aufgelegt – in den großen Clubs. Aber besonders die Leute in Osteuropa, in Polen zum Beispiel, sind sehr Party begeistert. Hier ist die Stimmung immer besonders gut. Dancecharts: Du hast bereits auf deiner Webseite http://www.marcov.nl angekündigt, dass es im September ein weiteres Incharge:Outdoors in Holland geben wird. Macht es für dich einen Unterschied, ob du in deiner Heimat-Stadt spielst oder irgendwo anders auf der Welt? Marco V: Incharge:Outdoors ist etwas Besonderes für mich. Erstens ist schon einmal die Location ganz speziell – das Event findet in einem alten Freiluft-Theater statt, mitten im Wald und die Stimmung dort ist einfach einzigartig. Und zweitens sind dort dann auch alle Leute, die mich schon als kleinen Jungen gekannt haben. Meine Familie, meine Freunde – alle werden sie dort sein. Und das ist natürlich für mich schon ein ganz anderes Gefühl, als wenn man vor fremdem Publikum auflegt. Auch für meine Familie ist das etwas Besonderes, weil sie mich ja sehr selten live erleben. Sie werden daher alle dort sein. Dancecharts: Was sind deine Zukunftspläne? Wird es bald ein neues Album von dir geben? Marco V: Ja, ich arbeite derzeit an einem neuen Album. Ich denke, dass es im Spätherbst – Oktober oder November releast werden wird. Ein genaues Datum steht noch nicht fest – ich möchte mich mit diesem Album nicht stressen. Kurz nach diesem Interview legte Marco V von eins bis drei auf und brachte das Moulin Rouge zum Kochen. Die Stimmung war ausgesprochen gut und das Set des Holländers begeisterte die Anwesenden. Für all jene, die Marco V in Wien versäumt haben, bleibt die Hoffnung auf sein neues Album oder auf einen seiner zahlreichen Auftritte weltweit.
Dankeschöne an Sonja Gabriel für das Interview! |