Ich weiss, dass es sehr viele Acts gibt, die produzieren lassen, vorallem im Popsektor isses fast sogar klar, dass das so ist. Allerdings sehe ich aber z.B. im elektronischen Genre, das ja ein bischen, ich nenns jetzt mal "privater" oder "näher" ist, einfach eine Musiksparte die lange nicht so aufwändig zu schaffen ist.
Das ist natürlich eine strittige Aussage, die natürlich nicht auf jede EDM Produktion zutrifft. Allerdings lässt sich der Aufwand ziemlich stark seinen eigenen Gegebenheiten anpassen. Von der PC-only bis zur komplett-Analog-Produktion. Für eine amtliche Popproduktion braucht man einen ordentlichen Songwriter, Vocalisten, Mixdown und Masteringengineers, Gitarristen (oder andere Musiker) die einem bestimmte Passagen einspielen, ein Recordingstudio mit ordentlichem Aufnahmeraum/Mikrofonen, etc.
Es ist die Entscheidung jedes einzelnen Produzenten ob er sich selbst als Künstler sieht oder als Dienstleister. Oder besser: Ob er als Künstler überhaupt über die Runden kommt.
Fernab der Zeit, in der ich selbst in den Musiksektor eingestiegen bin, hatte ich bisher immer angenommen, dass derjenige der da vorne den DJ steht auch der Produzent "seiner" Platte ist, immerhin wird ja immer in Ruhm gesuhlt, sodass die Annahme ja nicht weit hergeholt ist. Mit der Zeit, in der ich ein bischen schlauer geworden bin bzw. nach und nach Infos bekam wer nicht aller selbst produziert, gab es dementsprechend auch ein paar "Enttäuschungen".
Was ich ein bischen schade finde, was man aber gleichzeitig niemanden vorhalten kann, auf den es nicht so wirkt, ist, dass anscheinend nicht so oft "hinter den Song" gedacht wird.
Gerade eben höre ich zum Beispiel "ATB - My Saving Grace" und im Hintergedanken hab ich den André wie er in seinem Studio sitzt, sich den Kopf zerbricht, die Synths einspielt, und dass letztendlich das zu hören ist, mit dem er sich selbst identifizieren kann, was er selbst als gut empfunden hat, womit er selbst sich befasst hat. Es verrät auch ein bischen was über den Charakter eines Produzenten der als Künstler agiert, und genau das ist irgendwie das Schöne.
Natürlich befasst sich nicht jedermann mit Musik so tiefgründig, dass sowas von Bedeutung wäre, aber ich stelle mal die Behauptung auf, dass z.B. Trance, der ja doch öfter recht emotional, melodisch und oft auch recht melancholisch ist, einen größeren Anteil genau solcher Hörer hat, als ein Mainstream-Querbeethörer. Je persönlicher der Track wirkt, desto interessanter wird auch "das dahinter". Je mehr "Standard" einfließt desto nichts-sagender.
Wenn ich jetzt Track XY mit einem x-beliebigen DJ als Interpret stehen habe, und genau weiss, dass da nix von diesem jemand kommt, dann ist das für mich persönlich schlichtweg "tote Musik". Hierbei möchte ich aber immer noch anmerken, dass ich hier rein auf den mehr oder weniger "privaten" EDM Sektor anspreche.
Dass ein Mainstream-Künstler bestimmt nicht alle Mittel und das nötige Know-How hat, um eine komplette Popproduktion fertigzustellen ist mehr oder weniger klar. Mal ganz abgesehen davon, dass zwischen den Auftritten kaum mehr Platz ist, für Texte auswendig lernen, perfekt einstudieren und im Studio einzusingen, während das restliche Team sich um die Musik ansich kümmert. Auch bei den Größen im der EDM ist es nicht so verwerflich, wenn da einiges in fremde Hände gelegt wird.
Es ist nunmal wie es ist, und bei steigendem Bekanntheitsgrad bleibt dem Künstler, sofern er sich nicht irgendwelche Zeitlimits für Auftritte setzt, um mehr Zeit im Studio aufzubringen, kaum was anderes übrig.
Andere werfen ihr Geld halt für Auto-Tuningteile, überteuerte Mode oder anderes zum Fenster raus, Advance hat sich halt eine Nummer gekauft.
Nicht so schlimm.
Allerdings muss ich auch sagen, dass alle DJs, die ich im Laufe der letzten 15 Jahre produziert habe, "gestandene" DJs waren, also mitten im Geschäft standen.
Damals war der Weg zur eigenen Platte eigentlich nur ein weiterer Höhepunkt bei bereits erfolgreicher DJ-Karriere.
Siehe Max Deejay, DJ RPM, DJ Transformer, BNO, usw.
Die hatten dann damit auch wesentlich mehr Auftritte.
Es bleibt also die Frage nach dem "Warum" (vor allem bei so schlechter Vermarktung), aber das geht uns alle nichts an.
Im Endeffekt wünscht sich ja jeder Produzent auch mal einen "angenehmen" Kunden,
der brav zahlt und keine Wünsche äußert.
Aber, wie auch beim Autokauf, sollte man vorher halt mal die branchenüblichen Preise hinterfragen, bevor man auf die Bank rennt.
Auf das will ich ja hinaus die ganze Zeit. Bei einem "gstanden" DJ versteh ichs.
Der will sich vielleicht nicht immer mit der neuesten Technik beschäftigen, hat anderes zu tun oder sonst was. Aber ein Newcomer sollte nicht mit dem Produzieren lassen anfangen.
Wie gesagt, 2. Juli gerne in einem persönlichen Gespräch mehr dazu. Bin mal aus dem Thema raus, weil das hier zu Schreiben ziemlich anstrengend ist, weil man oft falsch interpretiert wird und aneinander "vorbeischreibt"
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Einen geschenkten Gaul im Glashaus, wirft man keine Krone in die kurzen Beine
1000,- Euro Produktionskosten (u.U. plus Sängergage je nach Preis).
Alles andere ist Abzocke.
Bei mir ist da ein Remix auch inbegriffen, falls erwünscht.