Drastische Strafe für
McLaren-Mercedes in der Spionageaffäre: Dem britisch-deutschen Team
werden alle Punkte in der Konstrukteurs-WM der laufenden Saison aberkannt und kann heuer für diese Wertung keine Zähler mehr erringen. Zudem wird das Team mit einer
Geldbuße von 100 Millionen Dollar belegt.
Das entschied am Donnerstag der 26-köpfige Weltrat des Internationalen Automobilverbandes (FIA) nach einer mehrstündigen Anhörung im FIA-Hauptquartier in Paris. Über mögliche weitere Konsequenzen für 2008 wird im Dezember entschieden.
Keine Konsequenzen für die Piloten
Konsequenzen für die Piloten gibt es nicht, Lewis Hamilton bleibt Spitzenreiter vor McLaren-Mercedes-Kollege Fernando Alonso. Grund dafür dürfte Kooperation mit der FIA sein, FIA-Präsident Max Mosley hatte den Fahrern Straffreiheit zugesichert, falls sie Informationen liefern würden.
In der 100-Millionen-Dollar-Strafe (72 Mio. Euro) sind die zu erwartenden Einkommensverluste, die die abgezogenen WM-Punkte mit sich bringen, bereits enthalten. McLaren muss dann die Differenz ausgleichen.
Im Teamwettbewerb übernimmt Rivale Ferrari die Führung, neuer Zweiter ist nun BMW. McLaren kann gegen das Urteil Protest einlegen.
"Schock für alle"
"Dieses Urteil ist ein Schock für alle im Team und wie Reaktionen bei Medien und Formel-1-Publikum zeigen auch für weite Teile draußen", kommentierte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug die heftige Sanktion.
"Wir kämpfen jetzt erst recht mit aller Entschiedenheit weiter, um auf der Rennstrecke Antworten zu geben, wie zuletzt in Monza, und neben der Rennstrecke vor Gericht Gerechtigkeit zu finden", betonte Haug vier Tage vor dem viertletzten Saisonlauf mit dem Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps.
Im ORF-Kurzsport nahm auch Toro-Rosso-Mitbesitzer Gerhard Berger zur FIA-Entscheidung Stellung: "Eine gravierende Strafe, keine Frage. Aber noch einmal: Es ist natürlich auch richtig, dass - wenn jemand sich nicht nach den Regeln bewegt - auch bestraft wird."
Freispruch in erster Instanz
In der ersten Anhörung am 26. Juli war McLaren-Mercedes aus Mangel an Beweisen noch freigesprochen worden. Zwar wurde damals der Besitz der Dokumente festgestellt, nicht aber ein unmittelbarer Nutzen. Der Freispruch war daher mit einer Bewährung verbunden. Bei neuer Beweislage drohe der Ausschluss aus der laufenden und aus der nächsten Saison. Vom schlimmsten Fall blieb das Team damit verschont.
Neue Beweise sollen in der vergangenen Woche aufgetaucht sein. Demnach gab es unter anderem einen entsprechenden E-Mail-Verkehr zwischen Weltmeister Alonso und Testfahrer Pedro de la Rosa. Alonso (89) bleibt allerdings weiterhin Zweiter der Gesamtwertung hinter Hamilton (92).
Quelle: sport.orf.at
Sehr harte Strafe.
Der Ordnung halber müssten aber auch die Fahrerpunkte gestrichen werden - die haben die Punkte ja mit dem "Schummel-Auto" geholt - aber dann hätten sie 50% weniger Zuschauer für die letzten Rennen ...
Trotzdem schade, dass eine WM nicht auf der Strecke entschieden wird.