Ein paar nachtragende Worte zu den vier österreichischen Europacup-Begegnungen dieser Woche.
1.) Der beschämende Weimann-Incident.
Nun passieren die Grazer Widerlichkeiten auch deshalb, weil die diversen Menschen, die sich als Ultras im Dienst von Sturm betrachten, sich was bei den Vorbildern im Weststadion abschauen.. Den diversen Rapid-Ultras, die österreichweit die Maßstäbe setzen.
Dort sind die unausführbaren Corner bereits Folklore, unbeeinsprucht, ohne Reaktion der Verantwortlichen.
Im übrigen ist dafür nicht die Westtribüne verantwortlich, sondern die "einigen wenigen", die "Fans" die auf Nord- und Süd-Tribüne die Nähe der West suchen, sich aber nicht den dort herrschenden strengen Ritualen unterwerfen wollen; das sind noch wesentlich unkontrollierbarere Figuren.
Dass das Herz der Rapid-Ultras, die West-Steher direkt hinter dem Tor (also Menschen, die sonst den gegnerischen Tormann mit einem Geschoß-Hagel eindecken) gestern beim
Spiel gegen Aston Villa einen direkt vor "ihrem" Territorium abtransportierten Verletzten des Gegners von der Bahre fetzen wollen und ihn samt Rot-Kreuz-Leuten mit Wurfgeschossen und Bierduschen eindecken, hat nur Naive und sich bewusst Blödstellende wirklich überrascht.
Natürlich ist es egal, ob der Verletzte eigentlich ein Rapidler ist wie der junge
Andreas Weimann (der sich seit gestern wohl überlegt hat mit einer Rückkehr in seine alte Heimat) oder sonstwer.
Allein die grundsätzliche Idee der Inkaufnahme von körperlicher Versehrtheit eines sportlichen Gegners ist ein Ausschluss-Grund.
Immerhin: nach dem
Weimann-Incident kommt der Rapid-Präsident Edlinger und spricht via
Aussendung von Entsetzen, das Rapid ergriffen hätte, von bösen Taten einiger weniger etc.
Das ist eine perfide Augenauswischerei, eine konsequenzlose allemal.
Denn Rapid hat sich längst (wie auch die Austria Wien, bei der auch noch eine politische Dimension, mit Rauslappen in die faschistische Internationale, mitschwingt) in die Geiselhaft der Besucher, die sich für Ultras halten, begeben; egal ob die organisiert sind, oder nicht.
Diese Besucher wissen, dass sie komplette Narrenfreiheit haben, dass niemand (weder der Verein, noch die Liga, noch der ÖFB, schon gar nicht die alles verschleiernden Mainstream-Medien) etwas unternehmen wird.
Denn: sie werden gebraucht. Für die Stimmung, als Zirkus-Attraktion, als Zugpferd einer sportlich stimmungslosen Zehner-Liga.
Ohne sie, die Besucher, die sich (großteils irrtümlich) für Ultras halten, aber letztlich nur Hooligans sind, bricht das, was Rapid aktuell darstellt, zusammen; und damit indirekt auch die Liga.
Wenn die LASK-Fans, nur in der kaum gesehenen Sky-Übertragung und vorort feststellbar, antisemitische Chöre aufwärmen, dann taucht das nicht einmal in den lokalen Medien auf - man ist sich im Totschweigen gern einig.
Deshalb wird alles, was diese Pseudo-Ultras an Scheiße bauen, beschönigt, verschwiegen, weggeredet.
Nur wenn sich in ORF-Live-Übertragungen besonders Krasses abspielt, dann wird es ein paar Tage Aufruhr, ein paar öffentliche Empörungen geben - und keine Konsequenzen, eh klar.
Auch hier: die Peinlichkeit gegen die B-Mannschaft von Aston Villa weniger erreicht zu haben als im Vorjahr gegen das A-Team, das ist die einzige Sofort-Strafe, die funkioniert.
Was von diesem Spiel in England überbleiben wird, wo sich Berichterstatter über das Anschütten von Österreichern durch Österreicher lustigmachen: der zweite Beleg für den hiesigen Provinzialismus.
2.) Die peinliche Jelavic-Posse.
Die Worte, die für den Weimann-Vorfall angebracht gewesen wären, die fand Rapid gestern durchaus.
Allerdings für einen Spieler, der gar nicht mehr gespielt hat.
Da waren sich Präsident, Sportdirektor, Wichtigtuer und Experten einige: das was sich Nikica
Jelavic da geleistet habe, das wäre Verrat, menschlich letztklassig, ein Affront, ein Skandal.
Vom "Schock" den die Rapid-Familie da erlitten hatte, war die Rede.
Gerade dass dieser Schock nicht als Ausrede für den Weimann-Vorfall herhalten mußte...
In Wahrheit sind die einzigen Wahrheitsverdreher die Rapid-Offiziellen selber: wie Präsident Edlinger gestern (in einem Anfall von versehentlicher Offenheit im TV-Pausengespräch) zugab, war in den letzten Tagen, als man offiziell jede Verhandlung mit den Glasgow Rangers leugnete und Durchhalte-Parolen ausgab, die eher an Kriegs-Rhetorik als an Information gemahnte, eigentlich schon einig war.
Es hakte nur an der Einigung von Jelavic und den Rangers.
Wir halten fest: in den Tagen der Rapid-Familienbeschwörung hatte man mit den Rangers eine Einigung erzielt.
Also nicht nur die Wahrheit verborgen, sondern auch das Gegenteil davon öffentlich vor sich hergetragen.
Bewußte Irreführung kann man das nennen.
Nun ist das nicht so tragisch: wenn es um viel Geld geht, wird halt taktiert und auch gelogen; paßt schon.
Was nicht passt: der schwarze Peter, der jetzt dem "Verräter" Jelavic zugeschoben wird.
Denn der ist nur ein Bauer in einem Spiel, dass Könige und -Innen, Türme, Springer und Läufer bestimmen.
Natürlich ist es gut und auch billig (sogar sehr sehr billig) einen Sündenbock auszurufen - so machen es auch die populistischen Politgegner des Präsidenten.
Bloß: so eine Vorgabe macht erst Dinge wie den Weimann-Incident möglich.
Denn: wenn es der Präsident mit Worten darf, dann nehmen es sich die Besucher, die sich für Ultras halten und doch nur Hools sind, selbstverständlich das Recht einen draufzusetzen und dann auch in echt gewalttätig zu werden, heraus.
Das ist unvermeidlich.
Dass diese Art von Vorbildwirkung ausgesprochen undurchdacht, peinlich und hochprovinziell ist, muss ich nicht extra erwähnen.
Quelle:
http://fm4.orf.at/stories/1658107/