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Alt 20. June 2001, 22:15  
DJ Mo
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Entnommen aus www.radionetz.at:

Abschaltung von 92.9 HIT FM

Und wieder einmal ist es passiert: Ein österreichisches Privatradio hat zugesperrt. An sich nichts besonderes: Viele Sender mussten bisher schon abdrehen, angefangen von Radio UNO, 95.9 Music Radio Bregenz bis hin zu 92.9 RTL - Der beste Rockmix in Wien. Zurück bleiben immer traurige Hörer, Mitarbeiter, die einen Job suchen (und in den meisten Fällen auch bekommen), ein Marketing-Depot mit sinnlos gewordenen Streuartikeln. Business as usual also?


92.9 HIT FM ist der erste Sender, der von der Komm Austria - einer Behörde, die Bundeskanzler Wolfgang Schüssel weisungsgebunden ist, abgedreht wurde. Offiziell wegen der "einzigartigen Medienkonzentration der mit der Mediaprint verbundenen Tageszeitungen und Magazintitel im Großraum Wien". Schauen wir uns einmal diese Begründung genauer an:
Natürlich ist die Mediaprint im Osten Österreichs marktbeherrschend, mit kartellrechtlichen Ansätzen ausgerechnet bei einem 6% Sender in Wien anzufangen wirkt aber ein bisschen hilflos. Wenn man sich für ein Kartellrecht im Radio einsetzt - und jeder vernünftige Hörer und Radiomacher wird das tun - sollte man sich zuerst den Markt ansehen:

Da gibt es ein Unternehmen, das im Großraum Wien sechs Radioprogramme veranstaltet mit einem Gesamtmarktanteil von an die 70%. Das gleiche Unternehmen bestreitet im Großraum Wien 3 1/2 TV Programme mit einem Gesamtmarkt-anteil von über 60%. Eines der Radioprogramme des Unternehmens erreicht 50% Marktanteil österreichweit. Dieses Radioprogramm ist nach Angaben des Geschäftsführers privatwirtschaftlich ausgerichtet. Kein Politiker findet diesen Zustand bedenklich.

"Österreich ist nicht (kartell) frei!"

Ein zweiter Grund, der in der Lizenzbegründung angegeben wird, lautet: "Das von der Donauradio Wien GmbH angekündigte "Arabella-Format" wird daher als Bereicherung auch der musikalischen Programmvielfalt empfunden. Mit "Energy", "FM4" letztlich auch "Ö3" und "Antenne Wien" stehen mehrere jüngere Formate im Angebot".

Oder mit anderen Worten: Wenn einer ein Format besetzt hat, darf ihm ein anderer keine Konkurrenz machen. Ich dachte immer, Programmauftrag ist eine öffentlich-rechtliche Geschichte?! Während Ö3 machen darf was eswill und gleichzeitig - zumindest formell - Gebühren erhält, um mit noch mehr Werbung noch mehr ORF-Privilegien zu finanzieren, wird Privaten vorgeschrieben, was sie tun und lassen sollen. HIT FM war auf finanziell und quotenmäßig gutem Kurs, im nichtveröffentlichten Radiotest 1. Quartal 2001 lag man in der durchschnittlichen Viertelstunde schon vor Energy, bei den Hörer gestern konnte sich der Sender steigern, der lokale Werbeverkauf lief richtig an. Aber dann: Kein Schlager - und schon bist draußen.

Österreich ist nicht (erwerbs) frei!

Der wahre Grund für die Abschaltung dürfte eher mehr im gespannten Verhältnis Mediaprint vs. Wolfgang Schüssel liegen. Dichand´s Leitartikel vor 15 Monaten waren schon starker Tobak, das war jetzt eine Retourkutsche - wer jetzt über Kartellentflechtung jubelt wird sich täuschen: Eine 'Watschn' bleibt eine 'Watschn', auch wenn sie die Mediaprint betrifft - Kartellmäßig liegt die Mediaprint wohl eher im Printbereich.
- Interessanterweise kann in Vorarlberg Eugen Russ (VN) ca 85% des Printmarktes beherrschen, in Bregenz gemeinsam mit dem einzigen anderen Lokalsender ein Funkhaus betreiben - alles kein Problem. (geh, komm, Austria)
- In Kärnten kontrolliert die Styria beide deutsch-sprachigen Privatradios, die Klagenfurt erreichen - kein Problem. (geh, komm, Austria)
- In Tirol arbeiten 5 Sender in einem Funkhaus -
3 erreichen Innsbruck in guter Qualität - auch kein Problem (geh, komm, Austria)

Österreichs Medienbehörde ist offenbar nicht (einfluß) frei!

Was mir zu sagen bleibt: Kompliment an das Team von 92.9 HIT FM, und speziell an Ulrich Körings Schlußworte knapp bevor er selbst den Sender abgeschaltet hat, den er aufgebaut hat:
"Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut.
Und: Österreich ist nicht frei!"

p.s.: Darf das einer sagen, der Deutscher ist? Ja, er darf! Denn er hat 8 Jahre Piratenradio in den Knochen!

Gezeichnet: Radio-Fuchs

Österreich, am 20.6.2001

Ich schließe mich der Meinung voll und ganz an, Gruß, Mo
__________________
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