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Popstar 2.0
#1
Alt 16. February 2010, 21:17  
Berni
User of the year
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Standard Popstar 2.0
So, anbei der erste Entwurf des Artikels.
Wird aber noch von Fehlern befreit und überarbeitet.
Gefordert war ein Beitrag zum Thema "Popstars 2.0", der anreisst, wieso es heute für Popstars schwieriger ist, weil das Internet reinfunkt und auch, wie es dazu gekommen ist.
Zudem sollte der Artikel auch für Laien verständlich sein.

Zustimmung, Ablehnung, Diskussion erwünscht.



Warum es so verdammt schwierig geworden ist, ein Popstar zu sein ...

Die Musikindustrie hat Fieber. Hohes Fieber.
Da können nicht mal Dr. House, Dr. Cox oder Dr. Mabuse helfen.

Und dieses Fieber spüren schön langsam auch die Popstars.

Ich meine die Premiumliga der Popstars - Britney, Jessica, Robbie, Gaga & Co.

Es wird immer härter, die übersättigten und reizüberfluteten Fans hinter dem Ofen hervorzulocken.
Ausziehen reicht da schon lange nicht mehr, das machen außer den Rolling Stones eh schon alle.
(Gott sei Dank machen die es nicht ...
Ich meine - stellt euch mal vor, wenn schon das Gesicht von Keith Richards so ist, wie muss dann erst ... ok. cut.)

Erschwerend kommt dazu, dass sich nicht alle gleichzeitig von Timbaland produzieren lassen können, was ja grundsätzlich alle wollen würden.
Auch Timberlake kann nicht mit allen gleichzeitig duettieren, das würde ja langweilig sein.
Und Keri Hilson kann nicht für jeden einen Hit schreiben.
Sie geben aber ihr Bestes!
Duette funktionieren heute sowieso nicht mehr so gut, wie es früher mal zu Zeiten von Joe Cocker der Fall war.
Außer Tokio Hotel und Us5 würden sich zusammen tun.
Aber das wollen wir mal keinem wünschen ...
Texte sind auch nicht mehr soooo wichtig, wie sie früher mal waren.
Aus Weltlyrics wie bei "Bridge over troubled water" sind heute Hitnachfolger mit einem Refrain ala "Tik Tok" geworden.

Kurz gesagt: Die Branche liegt fiebrig im Bett. Man ist sich nicht ganz klar, ob es eine Erkältung ist oder eine veritable Grippe.
Heilung verspricht eine nicht näher getestete Impfung, die man noch vor kurzem gar nicht leiden konnte.

Aber wie ist es dazu gekommen?
Nun, früher - bevor Sitcoms ohne Ted Danson in der Mehrzahl waren, gab es ein Konsumgut, das sich CD nannte.
Wie Konsumgüter es im Regelfall so an sich haben, wurde aus dem Verkauf von CDs richtiger Erlös erzielt.
So mit Gehältern, Firmengebäuden, Büros, Sekretärinnen usw.
Das Internet war natürlich schon da - aber wenig entwickelt, langsam und eigentlich recht langweilig.

Dann wurde der Mensch unruhig. Naja, nicht der Mensch an sich - sondern Wissenschaftler, die sind ja immer schon recht schnell unruhig geworden.
Größer, weiter, mehr.
Man hat Lösungen gesucht, mehr Platz für mehr Inhalt zu schaffen.
Und was kam raus? Das Teufelszeug MP3!
(Eigentlich ist die Bezeichnung MP3 falsch - aber was solls, die Olympischen Spiele werden ja auch oft Olympiade genannt.)
Das Kompressionsverfahren ermöglichte es, ab sofort für einen Titel nur mehr 3,5 MB zu verbrauchen, der früher um die 50 MB gebraucht hatte.
Damit wurde es erstmals auch möglich, selbst per lahmer 56k Modemverbindung Musikdateien innerhalb eines Tages zu übertragen.
Platsch, da kommt das kalte Wasser - der Teufel ist erwacht, frisch, munter und will endlich Böses tun!
Findige Programmierer entdeckten Bedarf und machten sich daran, Plattformen umzubauen, die bisher in der Regel zum Tausch von Skripten oder Lehrinhalten eingesetzt wurden.
Oder zum Austausch von militärischen Geheimakten.
Aus Intranet, Usenet, GI-Plattformen und Uni-Netzwerken wurde plötzlich mehr.
Die Tauschbörse war erfunden.
Irgendwohin wurde Musik raufgeladen, und zwar von irgendjemanden, dort hat sie dann irgendwer gefunden und irgendwohin geladen.
So schließt sich der Kreislauf.
Plötzlich war der Markt offen - Gratis Musik, wo man nur hinsehen konnte.
Wo kein Kläger ist, ist auch kein Angeklagter, dachte man.
Irgendjemanden kann man ja nicht klagen. Nichtmal in Amerika.

Die Musikindustrie betrachtete dies anfangs recht gelassen. Was sollte schon passieren? Ist doch nur ein Trend!
Keiner mag auf bunte und schöne CDs verzichten.

Tja, aus dem Trend wurde dann aber doch eine Katastrophe.
Schnell hatte jeder Internetnutzer meist 2 Tauschenbörsen installiert, lud sich die Finger wund und legte sich somit eine Sammlung an, die oft mehrere hundert Titel umfasste.
Titel, für die man eigentlich zahlen hätte müssen.
Jetzt wurde die Musikindustrie böse - und hob mit Hilfe des Juridikats mahnend und einklagend den Zeigefinger.
Und das tat man in aller Härte, die man zur Verfügung hatte.
Irgendwie schon verständlich. Man kauft ja auch kein Haus am See, nur um andere darin wohnen zu lassen.
Ohne Miete.
Das musste man rigoros bestrafen und ahnden.
Damit stellte man nicht nur Musikdownloader als kriminell hin, sondern man schwamm auch gegen den starken Strom, der aus Downloads entstanden war.
Schnell wurde aus der Klagswelle ein subtiler Versuch, ähnlich dem, aus einem Kampfjet aus dem Fenster zu pinkeln.
Die einen waren sauer, weil sie ab sofort Verbrecher waren.
Die anderen waren nicht auffindbar, weil ihre Server irgendwo in der Karibik abgestellt waren.
Die, die wirklich großen Schaden anrichteten, waren geschickt und kaum zu fassen.
Nichtmal für die Amerikaner.

Doch - wie fast jeder Internettrend bisher - die Welle sollte wieder etwas versiegen.
Schnell waren die Downloadportale mit vielen Files durchtränkt, die man umgangssprachlich "FAKEFILES" bezeichnete.
(Also Dateien, die absichtlich manipuliert wurden oder qualitativ minderwertig waren.)

Das brach vielen Downloadportalen ihr undurchsichtiges Genick.

Wer wollte schon Zeit und Downloadvolumen an etwas vergeuden, das danach die Ohren zum Bersten brachte?

Zeitgleich passierte aber etwas, das wiederum nicht gut war für die Szene:
Suchmaschinen feierten ihren Aufstieg.
Einerseits praktisch - klar.
Man konnte schnell und einfach in den unendlichen Weiten des WWW suchen, was man finden wollte.
Aber: Was früher Downloadportale und illegale Server waren, wurde jetzt zu legalen Filehostern und die Suchmaschinen lieferten somit nicht nur Informationen, sondern auch direkte Downloadlinks.
Ein Klick reichte, und man konnte sich weiterehin ziemlich anonym das downloaden, was man haben wollte.
Und zwar so lange, bis jemand von der Industrie bemerkte, um was es hier ging und den Link entfernen ließ.

Spätestens hier war jetzt auch der Musikindustrie klar: Kampf verloren, aus einem fliegenden Kampfjet kann man nicht pinkeln. Das geht ins Auge!
Egal, wie dringend man muss.

Leider eine späte Erkenntnis.
Zu spät. Denn erst nach und nach folgten schön langsam LEGALE Musikplattformen, bei denen man gegen Geld Musik laden konnte.
Wenn man noch die Halbwertszeit dazu rechnet, die diese Portale brauchten, um den Markt zu erreichen, weiß man auch ungefähr, warum digitale Musik nach wie vor einen etwas bitteren Beigeschmack hat.
Dazu kamen dann auch noch diverse Monatsabos, die offiziell keiner wollte, aber jeder hatte.
Nur kosteten die halt so viel, wie sie wert waren: Fast nichts.
(Darauf näher einzugehen würde aber den Rahmen und die Gürtellinie sprengen.)

Zudem hatte sich die Lage für Britney, Justin und Doktor Mabuse nochmals verschärft:
Durch den eher trägen Start der Musikindustrie ins dephysikalische Zeitalter, gab es einige wenige Portale, die die deutliche Marktherrschaft an sich reissen konnten, und zwar mehr, als gesund war.
Wie überall im Leben ist es tatsächlich so: Es gibt den Ersten, der mit deutlichem Vorsprung vorne liegt.
Dann kennt man noch den Zweiten, doch die meisten kaufen / nutzen ihn kaum und daher ist er wirtschaftlich gesehen nicht mehr so wichtig.
Vom Dritten weiß man dann nicht mal mehr den Namen.

Der Erste konnte also Preis und Auflagen diktieren.
"So wird es gemacht, so viel kostet es!"
"Das akzeptieren sie nicht? Gut, dann wird das nichts."
Tja - der Paycheck wurde also selbst für wirklich etablierte Stars kleiner.
Von lokal regionalen Größen erst gar nicht zu sprechen.

Was bleibt den Hohepriestern des kommerziellen Popgeschäfts also noch über?
Zukünftig nur mehr 3 Villen statt 5?
Keine Putzfrau mehr fürs Katzenklo?
Verbilligte Auftritte bei "Schlag den Raab"?
Aus den 3 Hummern nur mehr einen machen?

Vielleicht. Manchmal muss jeder etwas zurück stecken.
(Ausgenommen Investmentbänker und CD ROM Anbieter in der Schweiz.)
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