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Plattenlegen und andere Unarten
#1
Alt 15. December 2009, 12:02  
Berni
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Standard Plattenlegen und andere Unarten
Ich hab zur aktuellen "Ö"-Thematik mal einen alten Text ausgegraben, den ich vor einigen Monaten mal posten wollte ... vielleicht sagt er dem ein oder anderen ja was:

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Es gibt Berufe, die sind so hart, da ist man niemanden neidig darum:
Die Kerle zum Beispiel, die die toten Tiere vom Straßenrand aufsammeln.
Könnte ich nicht.
Oder Hausarzt sein - so viel jammernde, alte Menschen versorgen, die meinen, dass man an einem eingewachsenen Zehennagel sterben kann ...
Könnte ich nicht.
Rockstar - so viel Geld, hübsche Mädchen ... ich wüsste gar nicht mehr, was ich als erstes machen sollte. Das würde mich seelisch schädigen.
Könnte ich nicht.

Wen ich wirklich aufrichtig bewundere - und teilweise dann wieder gar nicht - sind aber Resident - DJs in Österreich.
(Also die Plattendreher, die vom Auflegen leben können - müssen.)

Man kann die irgendwie mit den Eisbären vergleichen - eine bedrohte Art, der das Eis unter dem Hintern wegschmilzt.

Die erste, und gleichzeitig schon eine der größten Bedrohungen, sind Jung-DJs, die einem den Job wegnehmen.
Man muss wissen: Diese Leute können meistens nichts, die einzig wirkliche Erfahrung die sie haben, ist im Schlafzimmer vor der Freundin (maximal) oder für die Nachbarn (minimal) aufzulegen.
Wie einem der geübte Verstand schon sagt: Das ist zu wenig, um professionell seinen Job zu bestreiten.
Eine, wie ich meine, ungute Eigenschaft dieser Leute ist dann, dass sie für einen Butterbrot spielen (weil sie hauptberuflich Lehrling, Student oder Rauchfangkehrer sind und NICHT davon leben müssen) und somit richtigen Profis mit Erfahrung das Eis abgraben.
Solche Leute erkennt man leicht an folgenden Eigenschaften:
- Sie spielen innerhalb kürzester Zeit ganze Clubs leer.
- Sie feiern sich und ihre Musik selber mehr, als das Publikum jemals feiern könnte.
- Sie laden eifrig illegal ihre Musik aus dem Netz, weil man um ein Butterbrot natürlich keine Platten kaufen kann.

Der Haken an der Sache ist essentiell: DJ sein ist ein Job, wie jeder andere. Eine Facharbeit. Eine Arbeit, die man erlernen, muss, die man können muss und für die man Erfahrung und Talent braucht.
DJ sein möchte man in erster Linie, weil man Musik liebt, und nicht, weil man Mädels aufreissen will.
Guter DJ ist man dann, wenn man den Leuten das gibt, was sie haben wollen.
Und zwar notfalls überall auf der Welt, zu allen Anlässen und für alle Zielgruppen, die man so findet.

Leider muss man sagen, lassen sich viele Discos von solchen Jungspunden reinlegen und engagieren sie - was doppelt bitter ist.
Eben: Die spielen auf längere Sicht die Disco leer, und was viel mehr weh tut:
Als Gast zahlt man ja ua. auch Eintritt, um Musik zu hören.
Wenn man dann aber den Aufschnitt von gestern präsentiert kriegt, der schimmelt oder einfach schlecht riecht, dann fühlt man sich vermutlich etwas übers Ohr gehauen.
Ein Extrawurstsemmerl mit leicht gammliger Extrawurst ist nicht mal 1€ wert, wenn die Wurstwarenfachverkäuferin hübsch ist und ihre Nummer auf das Packpapier schreibt.
So wie wenn man guten Lachs kaufen will, ein Laden mit super Lachs wirbt, der auch noch günstig ist, und mann dann zuhause bemerkt, dass man Knetmasse mit Fischgeschmack gekauft hat.
Kurzzeitig werden viele Leute hingehen - aber lange geht das sicher nicht gut, und wenn der Händler Pech hat, wird er eines Morgens glauben, sein Laden steht in einer Vorstadt von Paris.
Eine weitere, kaum zu ignorierende Eigenschaft dieser Gattung ist das völlige Fehlen von Respekt gegenüber erfahrenen Menschen in diesem Beruf.
Wenn man als kleiner Baby-Eisbär gegen einen 600 Kilo Riesen-Eisbär respektlos ist, fliegt man ins Meer, wird enthauptet oder augestoßen und kann künftig mit den Pinguinen spielen.
Bei den DJs gehts leider nicht so ...

Ein weiterer natürlicher Feind des DJs ist auch der Neid. Gerade in Österreich ein großes Thema.
In Österreich gibt es viele Fraktionen - zum einen richten die sich nach der Musikrichtung (House, Dance ...) und auch nach geografischen Eigenschaften (Wien, Linz, Steiermark) und meistens endet das in einem großen Gegeneinander.
Härter, als es der Kampf Google gegen Yahoo, Microsoft gegen Apple, Korea gegen die USA oder Studenten gegen Hahn je sein könnte.
Schade eigentlich ... Österreich ist ja nicht so groß und so hält man sich oftmals gegenseitig unten.
Total daneben ist dieses typische "Hintenrum"-Verhalten, dass damit oftmals kombiniert auftritt.
Somit verhindert man natürlich fast völlig ein nach oben driften einzelner ...
Das ist im Prinzip auch leicht erklärt:
Mein Nachbar hat ein Cabrio, lässt es offen stehen und ich pinkle vor seinen Augen rein.
Was glaubt ihr, was passieren wird, wenn ich meines das nächste mal offen stehen lasse ...
Richtig.

STYLES sind auch ein wichtiges Thema, ein total lächerliches wie ich finde.
Manche Gattung - nennen wir sie "Egos" - ist der Meinung, dass man nur cool ist, wenn man ausschließlich ihre Richtung spielt.
Andere werden ausgegrenzt und lächerlich gemacht.
Alles andere ist eben "zu kommerziell, unpassend oder uncool".
Tja, da gibts nur das Problem, dass die Leute meist was anderes hören wollen ... wenn man also nicht offen ist für alles, dann vergrault man einen königlichen Anteil, von denen man Geld und Anerkennung erwartet: Dem Publikum!
Und schließlich ist ein DJ NIEMALS nach der Musikrichtung zu bewerten, die er spielt, sondern nach der Feierlaune im Publikum.
Man kann mich naiv oder so nennen ...
Aber: Ich habe noch NIE eine Location, Party oder ein Event gesehen, wo ein Dj engagiert wurde, um genau NICHT das zu spielen, was die Leute wollen. Im kommerziellen Bereich zumindest.
(Natürlich gehe ich hier vom Ö-Normal-DJ aus, nicht von Guetta oder anderen Stars ...)
Deswegen wünsche ich mir - nein ich fordere fast - dass einem "STILPOSER" je Lustigmachen über andere Richtungen ein Zentimeter eines Körperteils abfault. Welches könnt ihr euch denken ...

Man darf das auch nicht falsch verstehen: Ich möchte nicht pauschalieren. Es gibt auch Ausnahmen, natürlich.
Die gibt es immer.
Hier aber nur selten bzw werden sie oftmals von schlimmen Gegenbeispielen ausgelöscht.


Unternehmen wird man dagegen eh nichts können ... es gibt immer Leute, die sich nicht an ungeschriebene Mindestregeln im Verhalten miteinander halten.
So wie der Fischverkäufer der Knetmasse verkauft - oder das offene Cabrio ...
Es gibt auch immer Menschen, die in allem und jeden einen Gegenspieler sehen.
Manchmal wäre es aber besser, wenn es nicht so wäre.

Und deswegen bin ich fast froh, KEIN DJ in Österreich zu sein oder sein zu müssen.
Manchmal gleicht die Szene ja förmlich einem Bauernkrieg in Tirol - nur dass Hofer fehlt.

Daher haben die, die das jahrelang und angesehen machen, meinen größten Respekt verdient.
Die Branche ist schon schwer genug und wenn man das dann noch unter solchen Umständen durchsteht, dann kann man gut sein - und ein Kämpfer.
Und natürlich respektiere ich auch junge DJs, die sich an die Spielregeln halten und respektvoll mit den Routiniers umgehen.
Irgendwann kommt ihre Zeit, und sie müssen zeigen, dass sie das Spiel beherrschen ... oder ob auch ihr Cabriositz bald nass ist.

Also: Gute DJs, die nicht meckern und wirklich einen tadellosen Job machen, die sich nicht davon beeindrucken lassen, was andere sagen, die haben meinen größten Respekt verdient.
Und das gleiche gilt für junge, engagierte DJs, die Respekt vor der Leistung anderer haben und sich hochspielen und nicht hochschleimen wollen:
Euch sei ein besonders schönes Weihnachten gewünscht.
Weiter so ...

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(Hier auch auf FB: http://www.facebook.com/note.php?note_id=209088907093)
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