Materazzis Teilgeständnis
Rom - Ein "Teilgeständnis" von Italiens Abwehrspieler Marco Materazzi hat im Rätselraten über die Gründe für den Blackout von Superstar Zinedine Zidane in der Verlängerung des WM-Finales die Spekulationen etwas eingegrenzt.
"Ich habe Zidane beleidigt", gab der 32-Jährige im Interview mit der "Gazzetta dello Sport".
"Ich habe ihn aber sicher nicht als Terroristen bezeichnet. Ich bin ignorant, da weiß ich doch nicht, was ein islamischer Terrorist ist. Ich habe aber bestimmt nicht Zidanes Mutter erwähnt. Für mich ist eine Mutter heilig."
Arroganter Zidane?
Auslöser der Auseinandersetzung auf dem Platz, die in Zidanes Kopfstoß gegen den Verteidiger von Inter Mailand in der 108. Minute mündete, war laut Materazzis eine alltägliche Fußball-Szene.
"Ich hatte ihn für einige Sekunden am Trikot festgehalten, dann schaute er mich in einer super-arroganten Art von oben bis unten an und meinte: 'Wenn du mein Trikot wirklich haben willst, dann kannst du es nach dem Spiel haben.' Danach habe ich mit der Beleidigung reagiert. Ich habe etwas gesagt, das Dutzende Male gesagt wird und auf dem Fußball-Feld einfach mal rausrutscht."
Hintergründe weiter ungeklärt
Durch Materrazzis nebulöse Aussagen bleiben die Hintergründe für Zidanes Wutausbruch in seinem letzten Profi-Spiel weiter ungeklärt.
Zidane-Manager Alain Migliaccio hatte am Montag erklärt, dass Materazzi "etwas sehr Ernstes" gesagt hätte, sein Schützling sich allerdings erst in den kommenden Tagen öffentlich zum unrühmlichen Ende seiner Karriere äußern wolle.
Lippenleser im Einsatz
Zuvor waren Lippenleser für den brasilianischen TV-Sender "Globo" bei der Analyse der entscheidenden Szenen anhand von Fernsehbildern zu dem Ergebnis gekommen, dass Materazzi Zidanes Schwester zweimal als Prostituierte bezeichnet haben soll.
Die englischen Tageszeitungen "The Times", "The Sun" und "Daily Mail" berichteten am Dienstag unabhängig voneinander und ebenfalls unter Berufung auf Lippenleser, dass Materazzi entgegen seinen Aussagen in Italien Zidane den "Sohn einer terroristischen Hure" genannt hätte.
Disziplinarverfahren gegen Zidane
Derweil hat die Fifa ein Disziplinarverfahren gegen Zidane wegen des Kopfstosses eröffnet. Die Fifa nahm auch nochmals zur Wahl von Zidane zum besten WM-Spieler und der Auszeichnung mit dem Goldenen Ball Stellung.
Das Votum wurde von 700 Medienvertretern im Berliner Olympiastadion durchgeführt.
"Die Wahl erfolgte unabhängig von der Fifa durch schriftliche Stimmabgabe in Wahlurnen, die am Finaltag bis um 24.00 Uhr im Medienzentrum in Berlin geöffnet waren. Wie viele der Medienleute vor oder während dem Spiel ihre Stimme abgaben, kann nicht ermittelt werden, da die Stimmzettel nach Abschluss des Wahlverfahrens in einem Vorgang ausgezählt wurden", teilt die Fifa mit.
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