Sony übernimmt Sony BMG
Das Joint Venture Sony BMG ist Geschichte: Bertelsmann und Sony haben sich auf einen Ausstieg des Gütersloher Medienkonzerns geeinigt. Auch ein neuer Name muss her: Künftig heißt das Unternehmen Sony Music Entertainment Inc. Sony führt den Musikmajor künftig als 100-prozentige Tochter der amerikanischen Sony Corporation.
Mit finanziellen Details hielten sich beide Seiten zurück. Letzte Spekulationen hatten eine Summe von rund 100 Milliarden Yen oder umgerechnet knapp 600 Millionen Euro ins Spiel gebracht. Da Bertelsmann aber im Zuge der Vereinbarungen mit Sony "ausgesuchte europäische Musikkataloge" von Sony BMG übernimmt und nach Informationen von MusikWoche auch die Marke BMG weiterführen will, dürfte das rechnerische Volumen für Bertelsmann höher ausfallen. Informierte Kreise sprechen von einem Transaktionswert, der für Bertelsmann bei 1,5 Milliarden Dollar oder umgerechnet knapp 970 Millionen Euro liegen soll.
Zum genauen Ablauf der Übernahme teilt Sony mit, dass die Transaktion in mehreren Schritten vonstatten gehen werde. Zunächst müsse die bisherige Sony BMG einen Teil der bislang von Bertelsmann gehaltenen Anteile für rund 600 Millionen Dollar in bar übernehmen. Anschließend werde die Sony Corporation of America die verbleibenden Bertelsmann-Anteile für rund 600 Millionen Dollar kaufen. Unter dem Strich wird Bertelsmann rund 900 Millionen Dollar für seinen 50-prozentigen Anteil am Joint Venture erhalten und dazu 300 Millionen Dollar an Barmitteln aus der Sony-BMG-Bilanz. Für Sony läuft die gesamte Transaktion auf eine Zahlung von rund 600 Millionen Dollar hinaus, da Sony nicht die Barmittel von Sony BMG konsolidieren werde. Sony BMG wird nach der Übernahme, die noch von den Regulierungsbehörden durchgewunken werden muss, rund 900 Millionen Dollar weniger in der Kasse haben.
Bertelsmann wird zudem diverse europäische Katalogbestandteile übernehmen, die für rund 20 Millionen Dollar und damit weniger als ein Prozent der Einnahmen von Sony BMG im Kalenderjahr 2007 gut waren. Im Zuge der Transaktion vereinbarten Sony und Bertelsmann zudem, "das Fertigungs- und Distributionsvolumen von Sony BMG auch weiterhin anteilig von der Sony-Fertigungstochter Sony DADC Austria AG und dem Bertelsmann-Mediendienstleister arvato digital services bedienen zu lassen". Entsprechende Verträge Arvato seien um bis zu sechs Jahre verlängert worden.
"Musik ist seit mehr als 20 Jahren ein vitaler und dynamischer Teil der Sony-Kultur. Diese Akquisition wird es uns ermöglichen, eine noch tiefergehende, stabilere Integration zwischen den weit reichenden globalen Aktivitäten des Musikunternehmens und Sonys Produkten, Konzernfirmen und Beteiligungen zu erreichen", sagte Howard Stringer, Chairman und CEO der Sony Corporation, in einem gemeinsam mit Bertelsmann veröffentlichten Statement.
"Nach sorgfältiger und gründlicher Abwägung haben wir die strategische Entscheidung getroffen, unsere Beteiligung an dem Gemeinschaftsunternehmen an Sony zu verkaufen", sagte Bertelsmann-Vorstandschef Hartmut Ostrowski. "Wir sind überzeugt, dass dieser Schritt zum Wohle beider Transaktionspartner ist." Die Entscheidung folge der Bertelsmann-Wachstumsstrategie und werde dem Konzern die Konzentration auf definierte Wachstumsfelder ermöglichen. "Sony ist uns ein exzellenter Partner gewesen und nun das richtige Unternehmen, um das Musikgeschäft weiterzuentwickeln und dessen Wert und Potenzial im vollen Umfang zu entfalten. Wir sind überzeugt, dass Sony Music Entertainment unter der Führung von Sony vor einer großen Zukunft steht."
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