"Der Speck muss weg. Zumindest aus Wiener Sicht, wenn es um den Speckgürtel rund um die Bundeshauptstadt geht. Dort, auf niederösterreichischem Boden, boomen Trend-Gemeinden wie Mödling oder Baden; dort steigen Einwohnerzahlen und Steuereinnahmen; dort wandern Wiener zu und kehren als Pendler zurück - bis die Verkehrslawine die Einfahrtsstraßen der Stadt überrollt!
In dieser Situation malt Ernst Fraunschiel, leitender Statistiker im Amt der NÖ-Landesregierung, ein düsteres Zukunftsbild - für Wien: "Der Speckgürtel breitet sich aus." Derzeit legen Korneuburg (+5,5%), Wien-Umgebung mit Schwechat, Klosterneuburg, Gerasdorf, Purkersdorf (+5,0%) und Tulln bzw. Baden (+4,9%) bis 2010 laut Prognosen am stärksten zu.
Die Situation verschärft sich auch auf einer zweiten Ebene: Die Zahl der niederösterreichischen Gemeinden, die Bewohner aus Wien abziehen, steigt deutlich: Der Speckgürtel - derzeit entlang der Westbahn/Südbahn - wuchert bis 2010 weiter und erreicht künftig die Bezirke Hollabrunn, Gänserndorf und Mistelbach. Ein Grund: Wenn die Nordautobahn A5 ab 2009 eröffnet, ist Wien von NÖ aus leichter erreichbar: "Dann kommt der nächste Schub", meint Fraunschiel:"Die Zahl der Pendler wird steigen." Fazit: Die Verkehrsprobleme auf den Wiener Einfahrtsstraßen werden sich verschärfen.
Während der Wien-nahe Teil Niederösterreichs einen Zuwanderungsboom erlebt, zeigt sich anderswo ein spiegelverkehrtes Bild. Was Baden&Co. dazugewinnen, wird im Norden wieder verloren: Waidhofen/Thaya büßt laut Fraunschiel 4,9%, Zwettl 3,3%, Gmünd 2,9% ein.
Das nördliche Waldviertel sowie das südliche Mostviertel/Voralpenland gelten als besonders von der Abwanderung betroffen. Die Gründe: Keine schnellen Verkehrsanbindungen (zb Autobahn) und - historisch bedingt - wenig Industrie, wenig Arbeitsplätze.
"Ist ein Ort einmal von der Abwanderung erfasst, ist es extrem schwer, den Prozess umzudrehen. Das dauert Jahre."
Denn wo keine jungen Familien leben, ziehen andere auch nicht hin. Und weniger Einwohner bedeuten weniger finanzielle Ressourcen für Gegenmaßnahmen"
(Text aus "Die Presse";Montag, 20.März 2006)
nachdem ich ja selbst ursprünglich aus dem mostviertel komme und auch ein "zugereister" bin, find ich dieses thema recht interessant. was in dem artikel etwas vernachlässigt wird, ist meiner meinung nach die differenz jung-alt!
der trend was zu beobachten ist...junge menschen zieht es eher in die stadt aufgrund des vermehrten freizeit- und bildungsangebotes und die älteren bleiben eher am land. die angesprochene stadtflucht betrifft hauptsächlich halt nur jung- und mittelfamilien. die frage ist, ob deren zahl künftig nicht sowieso rückläufig ist, da singlehaushalte eh sehr im zunehmen sind und ob die dann in umlandgemeinden ziehen, ich weiß nicht