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So, die Schlammschlacht geht nun in die nächste Runde:
Im Dunstkreis von Bernhard Kohl
Der oberösterreichische Sportmanager Stefan Matschiner, die mutmaßliche "Spinne im heimischen Dopingnetz", hält mit Teilen seines Wissens in der Diskussion über Ex-Radprofi und Dopingsünder Bernhard Kohl, seinem früheren Schützling, nicht länger hinter den Berg: "Mir reicht es."
Kohl, der Bergkönig und Gesamtdritte der Tour de France, hat demnach nicht nur Triathlet Hannes Hempel mit Dopingmitteln versorgt, wie von Kohl zugegeben und von Hempel bestritten wurde - wiewohl Matschiner gegenüber ORF.at betonte: "Mir bestätigte Kohl nur mehrmals, dass er von Hempel was gekriegt hat. Dass der Deal auch in die andere Richtung lief, erfuhr ich erst aus den Medien."
"Ich muss es wissen"
Was der 34-jährige Laakirchner sehr wohl wusste: "Kohl hat Ex-Gerolsteiner-Kollegen ein paarmal mit Dynepo bedient." Charakteristisch für die Szene: Die Beweisführung ist schwierig - sowohl für die Sonderkommission Doping wie auch für Matschiner, der sagt, er wisse vieles, könne aber nicht alles belegen, "zumindest nicht so, dass es einer Prüfung durch ein Gericht standhalten würde".
Dass der Niederösterreicher Kohl ("Ich habe meistens die Wahrheit gesagt") als Lieferant mehreren Sportlern einen Dienst erwies, steht für Matschiner ("Kohls Aussagen sind in vielerlei Hinsicht lächerlich") jedoch außer Zweifel. "Das weiß ich bzw. muss ich wissen, weil er es von mir ja bekommen hat."
Im Dienste der Kollegen
Wie im Fall jenes deutschen Ex-Weggefährten, dem Kohl "nicht nur einmal" illegale - von Matschiner in Kohls Auftrag besorgte - Mittel übergeben haben soll, und zwar 2007 ("Während der Tour de France") und 2008. Matschiner: "Da war ich indirekt involviert, habe also keinen Zeugen", wie es auch bei zahlreichen weiteren Sportler in Kohls Dunstkreis der Fall sei.
Beweisen könne Matschiner, der Dopingmittel laut eigenen Angaben "aus verschiedensten Quellen in Österreich und dem Ausland" bezogen hatte und den nach fünfwöchiger U-Haft "vermutlich" im Oktober ein Prozess nach dem neuen Anti-Doping- bzw. Arzneimittelgesetz erwartet, die Übergabe von Dynepo u. a. an einen weiteren Ex-Teamkollegen Kohls.
Treffen in Rosenheim
Dabei handle es sich um einen noch aktiven Fahrer. Seinen Namen wollte Matschiner nicht verraten: "Einer meiner Mitarbeiter traf sich mit ihm in Rosenheim und überreichte ihm zwei Schachteln Dynepo. Ich habe also einen Zeugen. Er kann das belegen." Das Geld sei dann zwischen Kohl und seinem Profikollegen und am Ende zu Matschiner geflossen.
"Ob er es ihm zu meinem Preis weitergegeben hat, weiß ich nicht. In der Branche ist ein kleiner Bonus aber üblich" - ebenso wie das muntere und ungehemmte "Durchtauschen unter Freunden".
Doping-Wunschkonzert
Ein Sportler, der nicht hat und will, der bekommt. Wer schwer aufzutreibende Mittel sogar früher besorgen kann als andere Quellen, ist demnach begehrte Anlaufstelle für Wünsche und Sonderwünsche in der Kategorie Doping. Matschiner und damit Kohl waren eine solche gute Anlaufstelle.
Der finanzielle Ertrag - "in dieser Angelegenheit" - sei freilich marginal gewesen, sowohl für Zwischenhändler Matschiner wie für für den mutmaßlichen "Endverkäufer" Kohl, der zuletzt (auch gegenüber ORF.at) behauptete, lediglich Hempel versorgt und diesem nur drei Ampullen AMTH2 weitergegeben zu haben.
In der Wirkung soll diese Substanz angeblich mit Testosteron vergleichbar sein, wobei derzeit allerdings noch fraglich und Gegenstand einer Überprüfung ist, ob AMTH2 überhaupt unter das Arzneimittel- oder das Anti-Doping-Gesetz fällt.
"80 Euro pro 2.000 Einheiten"
Auf die Frage nach Kohls möglichem Verdienst als "Nebenerwerbsdopingkurier" meinte Matschiner: "Keine Ahnung. Das weiß ich nicht. Wahrscheinlich nicht viel. Vielleicht schenkte er es sogar her, weil er sich von den Abnehmern im Rennen einen Dienst erwartete."
"Jedenfalls hat Kohl das Zeug von mir für andere gekauft." Die Kosten dafür beliefen sich laut Matschiner bei Dynepo auf 80 Euro pro 2.000 Einheiten. Inhalt einer Schachtel: sechs mal 2.000 Einheiten. "Davon bleibt dem Verkäufer nicht viel bis nichts übrig."
"Diese 80 Euro sind der Einkaufpreis, den ich bezahlte. Bei Leuten wie Kohl schlug ich nichts drauf." Welchen Preis der Ex-Radprofi bei Kollegen letztlich für sich beanspruchte, sei die andere, entscheidende Frage.
"In einer eigenen Liga"
Matschiner selbst habe, wie er sagte, vor allem über die Umwegrentabilität als Manager verdient. "Zum Beispiel, wenn Kohl durch bessere Leistungen einen lukrativen Vertrag (wie nach seinem Tour-Erfolg 2008 bei Silence-Lotto, Anm.) unterzeichnet", sagte der 34-Jährige.
Erst dann rechne sich das in der "Liga, in der ich oder besser gesagt meine Athleten spielten. Der Verkauf von Dopingmittel wie Dynepo allein ist im Spitzensport unlukrativ", weil die Masse an Abnehmern fehle. Ganz anders ist das laut Matschiner freilich im Hobbysport.
Dementi von Kohl-Anwalt
Kohls Rechtsanwalt Manfred Ainedter dementierte gegenüber der APA die Anschuldigungen gegen seinen Mandanten umgehend. "Tatsache ist, dass Bernhard Kohl nichts weitergegeben hat und demnach auch kein Geld kassiert hat", betonte Ainedter.
Kohl habe einen Gerolsteiner-Teamkollegen, der ihn auf Dopingmittel angesprochen habe, im Jahr 2007 vielmehr an Matschiner weiterverwiesen. Kohl selbst war für eine Stellungnahme vorerst nicht erreichbar.
Michael Fruhmann, ORF.at
Quelle: sport.orf.at
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