Mich wundert bei den vielen fachkundigen Antworten von Djs, Szenekennern, Geschäftsführern etc hier, dass es bisher noch niemand auf den Punkt gebracht hat, obwohl die Sachlage sehr eindeutig ist:
Weder die falsche Musik, noch der falsche DJ, noch die falsche Lage ist entscheidend.
Fakt ist, dass die Zeit der flächendeckenden Verteilung von Großraumdiscos VORBEI ist!!
Auch wenn diese Einsicht bitter sein mag.
Unsere Kultur ist übersättigt. Die Auswahl ist klein und gleichzeitig groß.
Wir haben entdeckt, dass Freizeit teuer geworden ist. Daher sind wir wählerisch geworden.
Jeden Samstag 50 Cent Saufen oder jeden Donnerstag nackte Latinas mit halbgemachten Brüsten locken nur mehr wenige aus dem dunklen Kämmerchen.
Früher war das anders - die Reizflut war kleiner, das Große an den Großraumhütten hat alle beeindruckt. Desto größer, desto imposanter.
Heute ist man wählerischer und viel schwerer zu beeindrucken.
Mal ehrlich: Mit einer Hütte, die 3000 Leute fasst, ist es aber auch viel schwerer spontaner und flexibler zu sein. Das fällt Clubs mit 300-400 Besuchervolumen viel viel leichter. Und somit fühlen sich die meisten dort auch besser aufgehoben.
Noch dazu, wo natürlich kleine Clubs schneller voll sind, und die gefühlte Party somit MEHR abgeht!
Das sieht man auch in der Reisebranche - früher waren Pauschalreisen der Hit, heute wollen nur mehr Maturanten in Tausenderbunkern hausen, wo der Kaffee nach Chlor schmeckt.
Beweise für diese Theorie gibt es viele:
Man braucht sich nur das benachbarte Ausland anschauen.
Selbst wenn man es oft anhand der amtlichen Parties nicht wahrhaben will, die sind einfach ein paar Jahre hinter uns. Dort funktioniert das GROßE an sich noch. Die sind auch noch nicht so übersättigt. Die sind froh, dass ihnen überhaupt was geboten wird.
Oder auch so Locations wie das / der / die Club Couture. Alle finden irgendwas gut, im Prinzip sind sich aber alle einig: Ausgewähltes Publikum und diese Größe kann nicht klappen.
Das Fazit daraus: Alles unterliegt einem permanenten Wandel. Wir Menschen ändern uns, so auch unsere Gebräuchnisse und Bedürfnisse. Gestern wollten wir es noch groß, hatten wenige Ansprüche. Heute wollen wir es lieber kleiner, dafür mit sehr vielen Randbedingungen.
Natürlich bestätigen Ausnahmen auch die Regel: Es wird immer Plätze und Hütten geben, die groß sind und klappen können - auch wenn es immer die selben Brüste am Donnerstag gibt. Dennoch ist der Trend - und die Wirtschaftlichkeit - momentan eine andere.
Ausgeschlossen ist aber nicht, dass sich das nicht bald wieder endet.
Bis dahin sind Gastronomen - und nicht zuletzt auch DJs - gefragt, die innovativ und clever sind, die sich nicht mit dem Ego überheben und lieber die Kirche im Dorf lassen.
Logistisch gesehen ist das ja nicht schlecht - immer, wenn etwas wo krankt, gibt es findige Innovatoren, die sich dadurch neue Ideen zum Untertan machen.
Und aus Neuem kann Großartiges entstehen.
Warum also nicht mal auch in Nippelshausen, 5.344 Einwohner inklusive Pfarrer, was kleines, aber dafür amtliches probieren?
Ähnlich brechen auch die alten DJ Muster auf: Die, die nur eine Musikrichtung pro Abend spielen wollen, werden bald Laub hegen gehen - außer natürlich, sie sind die Stars. Aber wer ist das schon?
Flexibilität und somit KLASSE sind wieder gefragt. Ignoranz tut weh, besonders bei DJs. Wer nur Nudeln kocht, verpasst das Gemüse!
Uns Discogängern oder Clubbesuchern sollte es EGAL sein. Wir gehen dahin, wo es Spaß macht. Parties kann man mit 3.499 Mitfeierern genau so feiern, wie mit nur 200 anderen.
Let's go - ich bin gespannt, wie sich alles entwickelt. Und ich bin auch gespannt, was die dann sagen, die jetzt schon sagen, sie haben es immer gewusst.
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