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Alt 5. July 2006, 04:27  
Stee Wee Bee
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Piefke

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie


Piefke ist eine in Österreich verwendete, abwertende Bezeichnung für die Deutschen. Sie wird hauptsächlich für Deutsche nördlich des Mains verwendet, vor allem aber für Bewohner des nord- und nordostdeutschen Raumes (siehe auch Preißn). Insbesondere der norddeutsche, westfälische und Berlin-Brandenburgische Akzent wurden früher häufig mit dem Piefke-Klischee in Verbindung gebracht. Die Bewohner der mitteldeutschen Bundesländer (insbesondere die Sprecher thüringisch-obersächsischer Mundarten) sind vielfach von dieser Bezeichnung ausgenommen. Eine Weiterentwicklung des Wortes ist das Nomen "Piefkenese", das ebenfalls in dieser Bedeutung spaßhaft verwendet wird.
Identifizierbar sind Piefkes durch ihre - tatsächliche oder vermeintliche - norddeutsche Sprachmelodie. Als stereotype Eigenschaften werden ihnen in Österreich arrogant-lärmendes Auftreten, mangelnde Sensibilität und Flexibilität, bescheidene kulinarische Fähigkeiten, penible Sturheit - etwa bei der Befolgung von Vorschriften - und Vereinnahmung österreichischer Kulturleistungen (etwa das Ignorieren einer österreichischen Literatur und die kommentarlose Integration in die deutsche Literatur; Bezeichnung österreichischer Künstler und Wissenschaftler als Deutsche) unterstellt. Unterschwellig können darüber hinaus Differenzen - etwa in Lebensweise und Mentalität - zwischen dem katholischen und protestantischen Kulturkreis eine Rolle spielen.
Verwendung und Bedeutung von Piefke sind heute dem schweizerisch-alemannischen Schwob (früher auch Preuss), französischen Boche, dem italienischen Crucchi, dem englischen Krauts, dem polnischen Szwab (oder auch Szkop), dem niederländischen Mof (Mehrzahl: Moffen) und dem dänischen Sakse vergleichbar. Die Wurzeln des Familiennamens sind nicht deutsch, sondern slawisch wie Pifky oder Pifkowski (Deutsches Namenslexikon, Hans Bahlow).
Die Bezeichnung Piefke wurde Anfang der 1980er Jahre vom Wiener Magazin Wochenpresse mit der Titelschlagzeile "Wer braucht die Piefkes?" zunächst ironisch aufgegriffen und Ende der 1980er Jahre vom österreichischen Gesellschaftskritiker, Schauspieler, Theater- und Drehbuchautor Felix Mitterer in seiner vierteiligen TV-Miniserie Die Piefke-Saga (einer Satire über Berliner Touristen in Tirol und das Verhältnis zwischen Österreichern und Deutschen) verarbeitet. Aber die Bedeutung und Herkunft des Wortes ist kaum jemandem bekannt.

Ursprung des Wortes

Die Herkunft der Bezeichnung Piefke bzw. die näheren Umstände sind nicht eindeutig geklärt. Der Familienname Piefke stammt aus dem deutschen Osten. Der mit piwo ('Bier') zusammenhängende altpolnische Familienname Piwka ist in einem lateinischen Krakauer Dokument von 1390 mit Pifka und in einem deutschen Lemberger Dokument von 1445 mit Piwke wiedergegeben. Daraus lässt sich schließen, dass Piwka von deutschen Ostsiedlern eingedeutscht wurde und die Urform von Piefke ist. (so Anton Karl Mally: "Piefke". Nachträge. In: Muttersprache. Zeitschrift zur Pflege und Erforschung der deutschen Sprache [Wiesbaden], Bd. 94 = Jg. 1983/84, H. 3-4 = April 1984, S. 313-327, hier 314 f.). Mit "Bier" wird der Name auch von Konrad Kunze, dtv-Atlas Namenkunde (1998) S. 170 in Zusammenhang gebracht.
Piefke wurde in den 1840er Jahren als Name einer Witzfigur verwendet (s. Konrad Kunze, dtv-Atlas Namenkunde (1998) S. 181). 1882 greift Wilhelm Busch die Bezeichnung in diesem Sinn für seinem Comic Plisch und Plum auf. Mister Pief nennt Busch den ebenso steifen wie dummen Engländer, der die beiden Hunde erwirbt.
Seine Funktion als Symbol für den typischen (militärischen) Preußen hat der Name aber vor allem seit der Niederlage des Deutschen Bundes mit Österreich gegen Preußen im Deutschen Krieg 1866 inne. Das verdankt er wohl nicht zuletzt dem bekannten preußischen Militärmusiker Johann Gottfried Piefke, der den Königgrätzer Marsch zur Feier des preußischen Sieges in der Entscheidungsschlacht komponierte und auch bei der Siegesparade anwesend war und dirigierte. Wie genau es nun zu der Begriffsprägung kam, darüber gibt es wenigstens zwei Theorien.


Theorie von Joachim Schneider

Am 31. Juli 1866 fand nach Ende des preußisch-österreichischen Krieges auf dem Marchfeld bei Gänserndorf ca. 20 km vor Wien eine große Parade mit dem 3., 4. und Teilen des 2. Armeekorps vor König Wilhelm I. von Preußen statt. Neben Johann Gottfried Piefke - genannt "August" - dirigierte auch sein Bruder Rudolf (1835-1900) ein Musikkorps. Unter den herbeigeeilten Wienern soll sich der Ruf "Die Piefkes kommen" verbreitet haben und zum Sinnbild für 50.000 marschierende Preußen geworden sein.
Es gilt als historisch erwiesen, dass die Brüder Gottfried und Rudolf Piefke der österreichischen Hauptstadt nie so nahe kamen wie bei dieser Parade. Die Vermutung, neugierige Wiener, die ihre siegreichen Feinde besichtigten, hätten ausgerufen: "Die Piefkes kommen!", kann aber durch keine hieb- und stichfesten Belege gestützt werden. In Wiener Zeitungen vom August 1866 finden sich zwar Berichte über die Parade am 31. Juli, aber darin werden die Brüder Piefke mit keinem einzigen Wort erwähnt.


Theorie von Peter Wehle

Peter Wehle ("Die Wiener Gaunersprache", 1977, S. 79; "Sprechen Sie Wienerisch?", 1980, S. 27) führt die Bezeichnung "Piefke" auf die Erstürmung der Düppeler Schanzen im Deutsch-Dänischen Krieg zurück. Dort waren Preußen und Österreicher Waffenbrüder; der Preuße Piefke sei ein sehr "preußischer" Preuße gewesen, der auf seine österreichischen Mitstreiter einen derart nachhaltigen Eindruck hinterlassen hätte, dass sein Name zum Sinnbild des zackigen und ruppigen Preußen geworden sei.
Peter Wehle hat seine Behauptung weder mit einer Quelle aus dem Jahre 1864 noch mit einem weiterführenden Literaturhinweis belegt. Das "Wiener Fremdenblatt", eine wichtige, auch von Kaiser Franz Joseph I. gelesene Zeitung, berichtete zwar am 18. April 1864 über das große Interesse der Wiener am preußischen Sieg vom 18. desselben Monats und am 13. Oktober über einen damals aktuellen Scherzartikel, die grün und rot brennenden, rasch verglimmenden "Düppler Papiere", aber fast gar nichts über Gottfried Piefke.
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