PDA

Vollständige Version anzeigen : Genauso anders wie die anderen


ddaver
5. August 2005, 14:19
Bitte, was sagt ihr zum Artikel von Christian Schachinger zum urban Arts Forum in Wiesen und allgemein zur Dj Kultur?

</font><blockquote>Zitat:</font><hr /> Genauso anders wie die anderen

Am Wochenende geht im burgenländischen Wiesen an drei Tagen mit reichlicher Verspätung das in Österreich erste DJ-Festival dieser Art über die Bühne: "Urban Art Forms"

Gelegenheit für einige Anmerkungen zum inflationären Genre der Discjockey-Zunft.

Wiesen - Heute kann man sich das nicht mehr vorstellen, aber: Es gab einmal eine Zeit, in der durchaus angesagte Lokale und Bars ganz ohne monotone Beschallung von Discjockeys auskamen. Damals reichte im Zweifel oft auch eine von Kellnern mitgebrachte Kassette mit deren Lieblingsmusiken.
Heute gibt man neu aufgesperrten Szenehütten nicht einmal noch einen Monat die kommerzielle Chance, ganz ohne den Soundtrack der so genannten Modernität auszukommen. Bevor noch Service und Küche eingespielt sind, ist ein DJ-Programm erstellt. Und auch Hochzeitsfeiern, die Eröffnung von Functional-Food-Shops oder Relaunches von Mobil-Phone-Centern, Autohäusern und Brillenboutiquen setzen längst nicht mehr auf live dargebotene Blas- und Tanzmusik und den Segen des örtlichen Pfarrers, sondern auf die Hohepriester der Langeweile an den Plattentellern. Die bespielen längst nicht mehr nur die einschlägigen Clubs. Selbst beim Friseur oder der Weihnachtsfeier im Betrieb ist man nicht mehr sicher vor DJ-Sets und -Performances.
Weil überall alles und jedes "modern" sein muss, hat nicht nur eine immergleiche Szene unter wechselnden Vorzeichen und Lokalitäten einen Grad an dumpf wummernder Langweile erreicht, der so noch vor zehn, 15 Jahren gar nicht vorstellbar gewesen wäre. Betrachtet man in deutschsprachigen Leitmedien wie de:bug oder Spex den allmonatlich abgefeierten, mit wenigen Ausnahmen völlig gleichförmigen wie gleich mild inspirierten Vinylnachschub zwischen diversen Techno-, House-, Nu-Jazz-, Groove-, HipHop- oder Lounge-Spielarten, so hat man es hier schon seit einigen Jahren nicht etwa mit der im Genre ausgerufenen immerwährenden Revolution im Zeichen von mikroskopischen Takt- und Soundverschiebungen zu tun - es geht schlichtweg um die Revolte des Immergleichen.
Frontalunterricht
"I am a D.J., I am what I play!" Wenn David Bowies viel zitierte Textzeile aus 1979 tatsächlich zutreffen sollte, haben wir heute ein ernsthaftes Problem. Von der ursprünglich im Techno ausgerufenen Devise "Wir sind die Party!" und seiner anfänglichen Gleichsetzung von DJ und tanzender Meute zu den neuen Göttern wie DJ Hell oder Miss Kittin und der Wiedereinführung des Frontalunterrichts in den Clubs, in denen jeder sehnsüchtig Richtung DJ-Kanzel starrt, war es nur ein kurzer Weg.
Immerhin drängt das absurderweise im Gegensatz zu Rock und Pop und Jazz nach wie vor vehement von Männern dominierte DJ-Genre heftiger denn je vom Saal hinauf ans Rednerpult. In der Revolution der Vielen war schon sehr bald wieder die Individualisierung angesagt: Ich will genauso anders werden, wie es die anderen schon sind!
Der Grund: In der Geschichte gerade auch der populären Musik bestand nie zuvor ein derart leichter Zugang zur Bühne und zur Befriedigung narzisstischer Bedürfnisse unter dem Deckmantel der Kunst. Der wird nicht nur durch oberflächlich betrachtete Gleichform, sondern auch dadurch erleichtert, dass man über diese ohne jedwede Inspiration oder eigene Ideen bald einmal als toller Hecht zu gelten vorgeben kann. Diverse technische Hilfsmittel wie Beats-per-minute-Control oder Geschwindigkeitsangleicher sollten auch von völlig unmusischen Menschen bedient werden können.
Einige der großen Ausnahmen in diesem heutigen Ödbären-Geschäft kann man zweifellos am kommenden Wochenende in Wiesen erleben. Immerhin versuchen sich die Besten im Geschäft live nach wie vor an einer Neudeutung und Durchmischung ihres Konservenmaterials.
Dass aber heute selbst die größten Namen nicht nur aufgrund künstlerischer Auslaugung auch gern einmal auf einen DAT-Recorder vertrauen, die Starttaste drücken und während der nächsten ein, zwei Stunden selbst noch die Neusichtung von Konserven mit Knöpfchendrehen und Verrenkungen unter den Kopfhörern simulieren, dürfte zumindest in Veranstalterkreisen längst bekannt sein.
Dafür stimmt die Gage: bis zu 7000 Euro schwarz auf die Hand. Möglicherweise in ökonomisch tristen Zeiten ein guter Grund, DJ zu werden. Um es mit Pop-Gottheit Morrissey negativutopisch zu formulieren: "Hang the DJ!" Ruhe jetzt.
</font>[/QUOTE]

[ 22.12.2005, 23:26: Beitrag editiert von: ddaver ]

gericool
5. August 2005, 15:35
;) smile.gif

Über sowas kann man doch nur schmunzeln......nichtmal ein lacher is das wert smile.gif

da die techno szene in österreich ja sooooo GROß ist muss man ja was dagegen unternehmen ;)

ok, jetz muss ich doch noch lachen :D

machts gut, und lacht auch über solche leute ;)

Stee Wee Bee
5. August 2005, 17:30
Typisches Beispiel von frustriertem Musiker (oder generell Künstler), der es nicht packt, dass sein Gitarrengefudel keine Sau mehr interessiert.

Der Neid is a Teuferl tongue.gif

DJ Floh
5. August 2005, 19:51
Das ist doch nur ein riesen Haufen ....... Frust.

Der einzige unterstützenswerte Gedankengang ist jener, dass sich durch moderne technische Mittel auch völlig unbegabte möchtegern DJs als solche ausgeben.

Amen.

Disco-Store, Gue
5. August 2005, 20:29
zumindest das:

---

Dass aber heute selbst die größten Namen nicht nur aufgrund künstlerischer Auslaugung auch gern einmal auf einen DAT-Recorder vertrauen, die Starttaste drücken und während der nächsten ein, zwei Stunden selbst noch die Neusichtung von Konserven mit Knöpfchendrehen und Verrenkungen unter den Kopfhörern simulieren, dürfte zumindest in Veranstalterkreisen längst bekannt sein.

---

stimmt aber leider (nur halt kein dat sondern viel, viel besser eine mp3).

meistens die götter machen nämlich genaus das und sind daher nicht mal eine cent wert.

und mit beat counter, final scratch, mp3, software und dergleichen liegt er nicht mal annähernd an der noch viel schlimmeren realität der subkulturen.

lggue

Indurro
6. August 2005, 02:02
Der Autor betrachtet das sehr einseitig, und ist abgesehen seiner rhetotischen Fähigkeiten um keinen Deut besser, als ein primivitver, selbsternannter Kritiker, der zB Schlager oder Volksmusik kritisiert, und alle in einen Topf wirft, nur weil er sich selbst mit der Materie nicht beschäftigt.
Hätte er sich damit beschäftigt, wüsste er sehr wohl, dass das Dasein eines ordentlichen DJs mit Begriffen wie Beatcounter etc. nichts zu tun hat, und dass "große" DJs sehr wohl Künstler sind, sich aber von der Masse an Pseudo-DJs unterscheiden mögen, da sie ihren Beruf aus einem völlig differenten Grund gewählt haben.

Der Kollege Christian Schachinger sollte seine Zeit eher dazu nutzen, um sich in seiner Musikwelt weiterzuentwickeln, anstatt destrutkive Äußerungen über ein Genre abzugeben, in dem er sich mutmaßlich nicht auskennt.
Anderereseits ist es ihm aber auch nicht zu verübeln, denn Destruktivität ist stets einfacher als selbst durch produktive Höchstleistungen zu glänzen, auch wenn ansatzweise seinen Meldungen recht gegeben werden kann (was die Masse an DJs betrifft).
Anhand seines Beitrages möchte ich ihn nicht VERurteilen, aber kann zumindest BEurteilen, dass ihn sein mangelnder Erfolg zu solch Aussagen tätigt. Ein erfolgreicher Musiker hätte es nämlich nicht nötig, eine ihm fremde Musikrichtung in dieser Form anzuprangern.

Zusammengefasst:
Jeder DJ kann nix, ist schlampengeil und drogenabhängig .. übertragen auf Schlager-Musik, Hip-Hop, Rock oder Pop steht der DJ diesen Klischees um nichts nach. Oder doch?
Achja, er hat es nicht notwendig, andere Musikstile zu kritisieren, das ist wohl der einzige Unterschied.